Nachruf:Abschied von Wulf Bernotat

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Der ehemalige Eon-Vorstandschef Wulf Bernotat trieb die Fusion von Veba und Viag voran. Sein Nachfolger Johannes Teyssen nannte ihn „Mister Just-do-it“. (Foto: dpa)

Der Ex-Vorstandschef von Eon ist nach schwerer Krankheit gestorben. Er galt im Konzern als Macher und viele nannten ihn Mister Just-do-it.

Von Michael Bauchmüller

Wo er nicht mehr investieren würde, das wusste Wulf Bernotat ganz genau: in Energiekonzerne. Lieber stecke er sein Geld in Kunst, verriet er der Wirtschaftswoche in einem Interview zu Beginn des Jahres. Die könne man, im Unterschied zu Aktien, wenigstens anfassen und anschauen. Ein paar Aktien von Eon halte er nur noch aus "nostalgischen Gründen".

Beides sagt viel über den einstigen Eon-Vorstandschef Bernotat. Sieben Jahre stand er an der Spitze des Unternehmens, er baute das internationale Geschäft aus und öffnete den Konzern für die lange verschmähten erneuerbaren Energien. An der Börse erlebte er Jahre, in denen es mit seinem Unternehmen, unter seiner Führung, nur bergauf ging - und welche, in denen die Kurse nach einem Aktiensplit nur noch dahindümpelten. 2010 schließlich zog sich der damals 61-Jährige aus der Konzernspitze zurück.

Statt der aufreibenden Tätigkeit in der Vorstandsetage eines Dax-Konzerns wurde Bernotat Berater, erst für die Private-Equity-Gesellschaft Permira, dann auch in seiner eigenen Firma Bernotat & Cie, die eine Art Mentoring für Führungskräfte anbot. Wer sich mehr für Kunst interessiert als für Aktien, wer sich in der Nähe von Kapstadt ein Haus zulegt, weil er in Südafrika so gerne Golf spielt, der will schlichtweg mehr Zeit für sich.

Aber Manager bleibt auch Manager. Der promovierte Jurist hatte sich erst beim Mineralölkonzern Shell hochgearbeitet, ehe er 1996 in den Vorstand der Veba Oel einzog, eines der Vorläufer-Unternehmen der späteren Eon. 1998 machte ihn Veba-Chef Ulrich Hartmann zum Vorstandschef der Stinnes AG, deren Börsengang Bernotat vorbereitete. Als aus den Konzernen Veba und Viag die neue Eon entstanden war, wurde Bernotat 2003 deren Vorstandsvorsitzender - als Nachfolger Hartmanns. Dass aus zwei Konzernen schließlich tatsächlich einer wurde, dass dieser mehr oder weniger geräuschlos auch Ruhrgas integrieren konnte, war ganz wesentlich das Verdienst Bernotats. Andere Geschäfte dagegen kamen nie zustande, etwa der Erwerb des spanischen Energiekonzerns Endesa. Bernotats Zögling und Nachfolger Johannes Teyssen nennt ihn einen "Mister Just-do-it".

Zuletzt saß Bernotat neben seiner Beratertätigkeit noch in verschiedenen Aufsichtsräten, etwa bei der Deutschen Telekom oder bei Bertelsmann. Erst am Samstag war bekannt geworden, dass Bernotat den Aufsichtsratsvorsitz beim Bochumer Wohnungskonzern Vonovia niedergelegt habe, aus gesundheitlichen Gründen. Einen Tag später starb er nach langer Krankheit in Essen. Wulf Bernotat wurde 68 Jahre alt.

© SZ vom 29.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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