Nachfrageflaute bei BMW:"Wir können nicht auf Halde produzieren"

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Bei BMW drohen wegen der schwachen Nachfrage weitere Produktionsstopps. Es laufen Gespräche über längere Weihnachtsferien.

Karl-Heinz Büschemann

Bei BMW könnte es wegen des schwachen Automarktes und der Finanzkrise zu weiteren zeitweiligen Fabrikschließungen kommen. Bisher hatte der Vorstand angekündigt, die geplante Produktion von 1,5 Millionen Autos um 25.000 Autos zu kürzen. Die Verringerung könnte aber noch größer werden.

Frühe Weihnachtsferien: BMW-Werk in Leipzig. (Foto: Foto: AP)

Möglicherweise drohen weitere Schließungen

Werner Zierer, der Betriebsratsvorsitzende des BMW-Werkes Regensburg, in dem die Produktion vom 3. bis 8. November stillstehen wird, erwartet weitere Produktionsstopps. "Da könnte noch etwas auf uns zukommen", sagt der Belegschaftsvertreter der SZ. Eine Entscheidung müsste noch im Oktober fallen. Auch Jens Köhler, Betriebsratschef im Werk Leipzig, kann sich vorstellen, dass es zu weiteren Schließungen kommt.

"Das wird diskutiert", meint Köhler. Der Münchner Autohersteller wird vor allem von der Schwäche des amerikanischen Automarktes getroffen. Dass es bei BMW auf dem US-Markt stark abwärts gehen würde, war aber schon klar, bevor die akute Finanzkrise Ende September und Anfang Oktober die Börsen weltweit zum Einbruch brachten. Doch jetzt ist die Verunsicherung der Autokäufer noch gewachsen. "Die Automobilindustrie kann sich der Finanzkrise nicht länger entziehen", sagt BMW-Chef Norbert Reithofer.

Am 22. Oktober laufen in der BMW-Hauptverwaltung die ersten Hochrechnungen über den Absatz im Oktober ein. Dann wird entschieden, wie es weitergeht. Beim Konzern ist geplant, bei Bedarf die Weihnachtsferien, in denen die Fabriken ohnehin stillstehen, zu verlängern. "Wir wissen nicht, was noch kommt", heißt es aus dem Unternehmen. "Wir können die Autos nicht auf Halde produzieren", sagt ein BMW-Manager.

Reithofer korrigiert strategische Fehler

Auch die deutsche General Motors-Tochter Opel hat die zeitweilige Schließung in nahezu allen europäischen Fabriken bekannt gegeben. In Deutschland stehen an den Standorten in Bochum mit 5000 Mitarbeitern und Eisenach mit 1800 Beschäftigten die Bänder für zwei bis drei Wochen still. Damit will Opel die Produktion bis zum Jahresende um rund 40.000 Fahrzeuge drosseln. Nach Erkenntnissen der Deutschen Bank Research ist die Produktion der deutschen Autoindustrie in den ersten acht Monaten dieses Jahres noch gestiegen.

Die Fertigung sei jedoch im Verlauf der letzten vier Monate "stark gesunken". Vor allem der amerikanische Automarkt leide unter den Folgen der Finanzmarktkrise sowie unter den hohen Öl- und Benzinpreisen. In Europa sinkt die Autonachfrage nach den Erkenntnissen der Analyse-Abteilung der Deutschen Bank wegen der Finanzkrise besonders in Spanien und Italien. Unter dem Strich würden die Zulassungen in Europa in diesem Jahr um drei Prozent geringer.

BMW-Konzernchef Reithofer korrigiert inzwischen einige strategische Fehler, die BMW in diese Situation auf dem US-Markt brachten. Der amerikanische Markt, auf dem seit Jahren hohe Rabatte üblich sind, ist für den Konzern das größte Absatzgebiet. Im vergangenen Jahr gingen 336.000 Autos auf den größten Automarkt der Welt. Doch schon seit einigen Jahren hat BMW den Absatz mit extrem günstigen Leasing-Raten befördert, die ähnlich wirken wie hohe Rabatte.

Restwert-Risiken

Das Problem entsteht für BMW, wenn die günstig verleasten Autos zum Hersteller zurückkommen und sich herausstellt, dass diese Autos auf dem Gebrauchtwagenmarkt nur so geringe Preise (Restwerte) erzielen, dass für BMW ein Verlust entsteht. "Wir bekommen die Restwert-Risiken jetzt stark zu spüren", sagt ein Unternehmenssprecher. Daher reduziert BMW die auf dem US-Markt verkauften Autos in diesem Jahr um 40.000 Stück. Der Anteil der über Leasing vertriebenen Fahrzeuge wird von früher über 60 Prozent auf unter die Hälfte gedrückt.

© SZ vom 15.10.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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