Nach gescheiterten Verhandlungen:Deutsche Werke sollen vorerst bei EADS bleiben

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Nach dem gescheiterten Verkauf sollen die Werke Varel, Nordenham und Augsburg offenbar noch längere Zeit im EADS-Konzern bleiben - ein neuer Käufer ist nicht in Sicht.

Die Verhandlungen über den Verkauf der Airbus-und EADS-Werke in Varel, Nordenham und Augsburg sind endgültig gescheitert - jetzt bleiben die Werke mit rund 6800 Beschäftigten nach Informationen der dpa wohl noch längere Zeit im EADS-Konzern.

EADS-Werk in Augsburg-Haunstetten (Foto: Foto: ddp)

Nach den geplatzten Verhandlungen mit dem Bremer Raumfahrtunternehmen OHB Technology und dem Finanzinvestor Cerberus sei kein anderer Partner für einen Einstieg in Sicht, hieß es demnach in Industriekreisen. Die Mischung aus zu hohen Kosten, fälligen Investitionen, Dollarrisiko und unsicheren Renditen sei für Finanzinvestoren angesichts der Marktturbulenzen unattraktiv.

Offiziell bekräftigte Airbus, grundsätzlich an den Verkaufsplänen festzuhalten. OHB habe sich aber als der falsche Partner herausgestellt, hieß es in einer Mitteilung. Die Bundesregierung bedauerte das Scheitern des Verkaufs. Die IG Metall sprach sich gegen die Fortführung der Verhandlungen aus. Arbeitnehmer der Airbus-Werke begrüßten den Stopp der Verkaufsverhandlungen.

Fuchs zeigt sich enttäuscht

Der europäische Flugzeugbau- und Rüstungskonzern EADS hatte sich im Dezember für eine deutsche Lösung für seine zum Verkauf stehenden Werke in Deutschland entschieden. OHB war zum bevorzugten Bieter für die Airbus-Werke in Nordenham und Varel sowie für das EADS-Werk in Augsburg bestimmt worden. Ein Abschluss sollte bis Sommer erzielt werden.

Noch Mitte März hatte der Vorstandsvorsitzende des Bremer Unternehmens, Marco R. Fuchs, von sehr konstruktiven Verhandlungen und guten Fortschritten gesprochen. In den vergangenen Tagen war jedoch immer über ein Scheitern der Gespräche spekuliert worden.

Fuchs bedauerte das Scheitern der Gespräche. "Ich bin enttäuscht", sagte er in Bremen. Trotzdem sei die Entscheidung richtig gewesen, sagte er. Das Geschäft hätte unabsehbare Risiken bedeutet, zum Beispiel durch Preisgarantien.

Airbus-Präsident Tom Enders sagte, der Konzern wolle die Zukunft mit starken Partnern fortsetzen, die mit dem Konzern die Kosten für Technology und Entwicklung teilen und große Arbeitspakete zu annehmbaren Preisen liefern können. "Das konnten wir einfach nicht von OHB bekommen." Der steigende Dollar-Kurs habe die Verhandlungen zudem belastet. So hätten die Gespräche bei einem Kurs von 1,35 Dollar pro Euro begonnen und der Kurs liege nun bei 1,60. "Es wird keinen Weg zurück geben", betonte Enders.

IG Metall: "Weitere Verhandlungen nicht akzeptabel"

Den dpa-Informationen zufolge will EADS in den kommenden Jahren weiter versuchen, einen Investor für eine Beteiligung zu gewinnen. Airbus wolle nun die Werke in einem ausgegliederten Unternehmen unter dem EADS-Konzerndach bündeln und die notwendigen Investitionen aus eigenen Mitteln finanzieren.

Zudem müsse EADS nun selbst die im Sanierungsprogramm "Power8" geplante Kostensenkung von acht Prozent in den Werken durchsetzen. Ein Stellenabbau sei nicht zu erwarten. Durch die komplexe Zulieferung für den Airbus A350 könnten sogar neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

"Es ist schade, dass die angedachte Lösung mit OHB/MT Aerospace nicht zum Erfolg geführt hat", sagte der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Wirtschaftsstaatssekretär Peter Hintze, in Berlin. Für die Regierung bleibe es "allererste Priorität, dass auch in Zukunft Forschung, Entwicklung und industrielle Produktion der Strukturteile in Deutschland verbleiben".

Er sei zuversichtlich, dass dieses Ziel auch in einer neuen Organisationsstruktur der Werke unter dem Dach des EADS-Konzerns erreicht werden könne. MT Aerospace ist eine OHB-Tochter.

Ein Sprecher der IG Metall sagte in Augsburg: "Das Management muss jetzt eine klare Aussage treffen, welche Teile für den Airbus A350 an welchen Standorten gefertigt werden". Cerberus sei der "Wunschpartner" für einen Verkauf gewesen, weitere Verhandlungen seien "nicht akzeptabel" und den betroffenen Mitarbeitern nicht zumutbar.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/AP/aho/mel/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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