Nach dem Brexit:US-Börsen auf Rekordhoch

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An den globalen Finanzmärkten steigen die Kurse wieder. Die britischen Aktienmärkte erholen sich.

Von Markus Zydra

Es gibt Momente, da wirft die Entwicklung an den Börsen viele Fragen auf. Alle Welt debattiert über die katastrophalen Folgen des Brexit. Doch der amerikanische Aktienmarkt erreicht den höchsten Punktestand seiner Geschichte - sowohl der Index S&P 500 als auch der Dow Jones (Grafik). Man könnte nun anmerken, dass Börsianer ihr Geld genau dann nach Amerika verschieben, wenn es um Europa schlecht bestellt ist. Allerdings scheinen auch die Aktienmärkte in der alten Welt das britische EU-Votum gut verdaut zu haben.

Der deutsche Aktienindex (Dax) verzeichnete zuletzt innerhalb von drei Tagen ein Plus von fast sechs Prozent und kletterte wieder über 10 000 Punkte. Am Mittwochnachmittag betrug das Plus noch 0,2 Prozent. Auch der britische Aktienindex FTSE lag am Mittwoch höher als vor dem Brexit-Entscheid.

Sind die Anleger verrückt geworden?

Nein, aber sie fangen an, über die Zukunft Großbritanniens zu spekulieren. "Das schwache britische Pfund könnte die Insel zu einem Paradies für Industriebetriebe machen", sagt Robert Halver, Marktexperte der Baader Bank. "Die Regierung könnte auch die Steuern stark absenken und die Finanzmärkte noch mehr deregulieren." Am Ende, so die aktuelle Stimmung an der Börse, würde der Brexit für das Land doch nicht so schlimme Konsequenzen haben wie anfangs befürchtet. Die Zuversicht wird gegenwärtig noch durch den Umstand gestärkt, dass eine baldige Rettung des italienischen Bankensektors durch den Staat absehbar ist.

Die britische Notenbank tut zudem alles, um den EU-Austritt ruhig ablaufen zu lassen. Notenbankchef Mark Carney könnte am Donnerstag den Leitzins absenken, womöglich sogar auf null Prozent. Die Finanzmärkte rechnen damit. Wenn der britische Notenbankchef den Leitzins von derzeit 0,5 Prozent tatsächlich bis auf null reduzierte, würde er damit der Europäischen Zentralbank folgen und die Niedrigzinspolitik in den Industriestaaten auf Jahre hinaus zementieren. Die US-Notenbank Fed dürfte ihre geldpolitische Wende hin zu steigenden Zinsen wohl unterbrechen.

Das Fazit für die Anleger: Frisches Geld bleibt auf lange Zeit historisch billig, Anleihen werfen nichts mehr ab. Da bleiben eigentlich nur noch Aktien. Die Experten sprechen angesichts der niedrigen Zinsen schon lange vom Anlagenotstand. Man kauft Aktien, weil Alternativen fehlen.

Oder man kauft Gold. Der Preis des Edelmetalls ist seit Juni um rund zehn Prozent auf 1342 Dollar je Feinunze gestiegen. Gold gilt als sicherer Hafen in unruhigen Zeiten. Die Gold-Fans mussten sich in den letzten Jahren immer wieder Kritik anhören, weil das Edelmetall keinen Zins abwirft. Doch dieses Problem gibt es nicht mehr, seit die EZB Negativzinsen auf Bankeinlagen erhebt und große Kontoguthaben Geld kosten statt eine Rendite zu erwirtschaften.

"Gold wirft für einen Investor, der auf größere Barmittel Strafzinsen zahlen muss, sogar einen Opportunitätsertrag ab", schreibt die Vermögensverwaltung Flossbach von Storch in ihrem Halbjahresbericht. Schließlich seien "die Lagerkosten für Gold nun geringer als der Strafzins auf große Kontoguthaben".

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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