Mittwochsporträt:Plötzlich wieder hip

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Basicnet-Chef Marco Boglione steht vor einem Werbeplakat seines Labels Jesus Jeans. Darauf steht übersetzt: "Wer mich liebt, folgt mir." (Foto: PR)

K-Way, Superga, Kappa: Die Marken waren out, nun sind sie überall. Hinter dem Imagewechsel steht Marco Boglione. Wie er es schafft, einen unauffälligen Turnschuh cool zu machen.

Von Ulrike Sauer

Hauptsache die Marke ist tot, Hauptsache out. Mit den Firmen, die sie einst hervorgebracht haben, will Marco Boglione nichts zu tun haben. Nur eines müssen die Modelabel mitbringen: eine gute Geschichte. Dann macht sich der Turiner ans Werk. Er erweckt die verblichenen Marken zu neuem Leben. In Serie. Es geht im Geschäft dieses Mannes also um Kollektionen, um Trends, ums Image, um Magie. Boglione, 59, redet aber lieber über Programmiersprachen und über Raketen. Das liegt nicht daran, dass er am Vortag die Astronautin Samantha Cristoforetti getroffen und Italiens Nationalheldin ihn schwer beeindruckt hat. Mit Sätzen wie: "Die Rakete ist eine Bombe, die langsam explodiert." Das gefiel dem Modeunternehmer, denn auch er hat eine Raketenstrategie. Wie Trägerraketen Satelliten in ihre Bahn im All schießen, so bringt seine Firma Basicnet vergessene Marken wieder in Umlauf. Die Regenjacke K-Way, 1965 in Frankreich erfunden, habe erst vom Boden abgehoben, sagt Boglione. Der Turiner Turnschuh-Klassiker Superga habe die zweite Stufe gezündet, die Streetwear-Marke Robe di Kappa schon die dritte. "Danach ist das Label dann auf dem Weltmarkt angekommen", sagt er und reißt die Arme zur Decke. Wie das Sport-Label Kappa, das in 120 Ländern verkauft wird. Allein in China gibt es 1500 Kappa-Läden. Als Startrampe dient eine alte Turiner Textilfabrik, in der von 1916 an Unterwäsche und Strümpfe für Italiens Soldaten hergestellt wurden, das Maglificio Calzificio Torinese (MCT). Heute sind in dem stillgelegten Werk die Designateliers und Büros von Basicnet untergebracht. Im Saal des Verwaltungsrats, wo der Chef zum Gespräch empfängt, steht außerdem eine verschlossene, schwarze Kiste an der Wand. "Meine Mona Lisa", sagt er sibyllinisch. Ihre Identität wird er zum Abschied enthüllen.

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