Milliarden-Zusammenschluss:Makkaroni mit Ketchup

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Warren Buffett und die Beteiligungsfirma 3G Capital wollen Kraft Foods und Heinz fusionieren.

Von Silvia Liebrich, München

Der US-Investor Warren Buffett hat einen neuen Milliarden-Deal eingefädelt: Gemeinsam mit der brasilianischen Beteiligungsfirma 3G Capital will der Milliardär aus dem Lebensmittelkonzern Kraft Foods und dem Ketchup-Hersteller Heinz einen der größten Lebensmittelkonzerne der Welt formen. Dies gaben beide Investoren bekannt. Die Fusion der Konzerne ist eine der größten in der Nahrungsmittelbranche. Das neue Unternehmen wird mit einem Umsatz von gut 28 Milliarden Dollar und etwa 54 000 Mitarbeitern auf Rang fünf liegen. Unangefochtene Nummer eins bleibt der Schweizer Nestlé-Konzern mit 100 Milliarden Dollar Jahresumsatz.

Das Sagen im fusionierten Unternehmen mit dem Namen "The Kraft Heinz Company" sollen den Angaben zufolge die Heinz-Aktionäre haben. Kraft-Anteilseigner werden demnach mit 49 Prozent am fusionierten Unternehmen beteiligt sein, die Heinz-Eigner mit 51 Prozent. Die Aktionäre von Kraft sollen zusätzlich zu Aktien des neuen Konzerns eine Bardividende von 16,50 Dollar je Aktie erhalten, die von den Heinz-Eigentümern 3G Capital und Berkshire Hathaway finanziert wird.

Buffet und 3G Capital ziehen öfters gemeinsam an einem Strang. Der Großinvestor und die Private-Equity-Firma waren im vergangenen Jahr bereits maßgeblich an der Fusion der Hamburgerfirma Burger King und der kanadischen Schnellrestaurant-Kette Tim Hortons beteiligt. "Das ist meine Art einer Transaktion: zwei Unternehmen von Weltklasse zu vereinen und damit Werte für Aktionäre zu schaffen", schreibt Buffet in einer Mitteilung zu seinem neuesten Deal. Laut Forbes ist der Amerikaner mit einem geschätzten Privatvermögen von knapp 73 Milliarden Dollar derzeit der drittreichste Mann der Welt.

Es ist nicht der erste Deal, den die Investoren gemeinsam durchziehen

3G Capital ist unter anderem spezialisiert auf Beteiligungen im Lebensmittelsektor und bekannt für seinen nicht gerade zimperlichen Umgang mit Firmen, in die es investiert. Wo immer die Mitarbeiter der Private-Equity-Firma auftauchen, lassen harte Schnitte bei den Kosten und im Personalbestand meist nicht lange auf sich warten. Als treibende Kraft hinter der Firma gilt der schweizerisch-brasilianische Milliardär Jorge Paulo Lemann, der unter anderem Großaktionär bei der größten internationalen Brauerei-Gruppe Anheuser-Busch Inbev war, zu der etwa auch die deutsche Marke Beck's gehört. Sein Vater war in den 1930er-Jahren nach Brasilien ausgewandert und hatte dort mit dem Kakaohandel ein Vermögen gemacht. Lemann betätigte sich schon früh als Investor, vor allem im Biersektor. Inzwischen lebt er wieder in der Schweiz und gilt als einer der reichsten Bürger des Landes.

Mit einer Fusion von Kraft Foods und Heinz kommt neue Bewegung in den amerikanischen Lebensmittelmarkt. Viele große Hersteller, darunter auch Kraft, klagen über sinkende Gewinne und stagnierende Umsätze. Kraft stellt Fertigprodukte wie "Macaroni & Cheese" her, aber auch Snacks und Getränke. Buffetts Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway und der Finanzinvestor 3G Capital haben den Ketchup-Produzent erst vor zwei Jahren für 23 Milliarden Dollar übernommen. Der Ursprung des früheren Familienunternehmens reicht zurück bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Gründer Henry John Heinz, Sohn deutscher Auswanderer, hatte den legendären Heinz-Tomaten-Ketchup - heute eine der bekanntesten Marken der Welt - 1876 im US-Bundesstaat Pennsylvania erfunden.

Die Börse reagiert begeistert: Die Aktien von Kraft legen kräftig zu

Beobachter gehen davon aus, dass der Zusammenschluss für Kraft Foods mit drastischen Einsparungen und einem Umbau des Konzerns verbunden sein wird. Das bestätigen auch Buffet und 3G Capital. Demnach sollen die Kosten bis Ende 2017 um 1,5 Milliarden Dollar gesenkt werden.

Vorstandschef Tony Vernon hat seinen Posten bereits im vergangenen Dezember vorzeitig aufgegeben. Seitdem führt Verwaltungsratschef John Cahill die Geschäfte bei Kraft Foods, er soll auch im neuen Konzerns einen wichtigen Posten bekommen. An die Spitze rückt jedoch der bisherige Heinz-Chef Bernardo Hees.

Das neue, fusionierte Unternehmen vereint eine Vielzahl der in den USA populären Lebensmittelmarken. (Foto: PR)

Von der Fusion ist nur Kraft Foods in Nordamerika betroffen. Vor drei Jahren wurden das europäische und andere Teile des internationalen Geschäft des früheren Kraft-Foods-Konzerns in ein eigenständiges Unternehmen mit dem Namen Mondelez abgespalten. Gemessen am Umsatz bündelt Mondelez den Löwenanteil des ursprünglichen Unternehmens. Der Umsatz liegt mit 35 Milliarden Dollar beinahe doppelt so hoch wie der des verbliebenen nordamerikanischen Kraft-Foods-Ablegers, der nun mit Heinz fusioniert wird. Bekannt ist Mondelez in Deutschland für Marken wie Milka und Philadephia. Im Sortiment befinden sich aber auch Produkte, die nach wie vor mit dem Markennamen Kraft verkauft werden, aber direkt nichts mehr mit dem US-Konzern zu tun haben.

In New York schoss der Kurs der Kraft-Foods-Aktie um 36 Prozent nach oben auf 83 Dollar. Zum Handelsschluss belief sich der Unternehmenswert auf 49 Milliarden Dollar. Der Vollzug der Transaktion wird für die zweite Jahreshälfte erwartet. Kraft-Aktionäre und Kartellbehörden müssen dem Zusammenschluss jedoch noch zustimmen.

© SZ vom 26.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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