Mieterstrom-Modell:Drei Zimmer, Küche, Solar

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Mieter sollen künftig einfacher Strom vom eigenen Dach einspeisen können. Bisher haben vor allem die Hausbesitzer von der Ökostrom-Umlage profitiert.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Beim Ökostrom haben deutsche Mieter bisher das Nachsehen: Hausbesitzer können sich Solarzellen aufs Dach schrauben, den Strom können sie entweder selbst nutzen oder gut bezahlt ins Stromnetz einspeisen. Mieter spielten dabei bislang nur eine Rolle: Sie zahlten die Solaranlagen der Hausbesitzer mit. Über die Ökostrom-Umlage finanzierten sie die Garantievergütungen für grünen Strom. Profitieren konnten sie selbst nicht von der Energiewende. Das soll sich ändern.

Denn kurz vor Ende der Legislaturperiode haben sich Union und SPD auf die Förderung sogenannter "Mieterstrom-Modelle" geeinigt. Dabei installiert der Vermieter auf dem Dach Solarzellen und verkauft den Strom an seine Mieter - und das zu günstigeren Preisen, als sie ein herkömmlicher Versorger verlangt. Auch für den Vermieter soll sich die Sache lohnen, durch eine gezielte Förderung, den "Mieterstromzuschlag". Er erhielte zwischen drei und vier Cent je Kilowattstunde als Aufschlag und spart auch die Entgelte für das Stromnetz. Am Ende, so heißt es in Koalitionskreisen, solle sich die Sache für beide Seiten lohnen. Deshalb sei entscheidend, dass die Mieter weniger für Strom zahlen, wenn er von ihrem Dach kommt.

Auch für das Stromsystem haben die Modelle Vorteile: Schließlich finden sich Mietshäuser meistens in Städten. Der Strom wird damit dort erzeugt, wo er auch verbraucht wird. "Erstmals gelingt es damit, erneuerbare Energien auch in die urbanen Zentren zu bringen", sagt der SPD-Politiker Johann Saathoff, der an den Verhandlungen beteiligt war. Ein Gutachten für das Bundeswirtschaftsministerium schätzte das Potenzial kürzlich auf 3,8 Millionen Wohnungen, das wäre knapp ein Fünftel aller Mietwohnungen. "Das ist ein gutes Modell, mit dem wir jetzt Erfahrungen sammeln wollen", sagt der CDU-Energiepolitiker Thomas Bareiß. Die Gesamtkosten taxiert der Bund auf 210 Millionen Euro im Jahr.

Allerdings bleibt noch eine Menge Arbeit zu tun, denn bisher haben sich Union und SPD nur auf die Eckpunkte geeinigt. Noch ist nicht ganz klar, aus welchem Topf der Zuschuss finanziert werden soll. Auch bleibt noch eine knifflige Frage: Strom zu erzeugen und an "Stromkunden" zu verkaufen, gilt als kommerzielles Geschäft, samt Gewerbesteuer und aller Bürokratie. Das wäre ein bedeutender Haken, gerade für Wohnungsbaugesellschaften. Sie genießen bisher ein Privileg, was Gewerbesteuer auf Vermietungseinnahmen angeht. Dieses Privileg könnte nach Auffassung von Juristen verloren gehen, sollten sie in das Stromgeschäft einsteigen. Die Koalition will auch diese Hürde gerne aus dem Weg schaffen. Auf Basis der Eckpunkte muss das Wirtschaftsministerium nun ein entsprechendes Gesetz erarbeiten. Noch vor Ende der Legislaturperiode soll es verabschiedet werden.

© SZ vom 18.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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