Microsoft und der Mega-Deal mit Yahoo:Die Bedrohung aus dem Netz

Lesezeit: 2 min

Die Übernahme von Yahoo soll Microsoft im Internetgeschäft voranbringen. Der Softwarekonzern aus Redmond ist wild entschlossen, sich von Google nicht abhängen zu lassen.

Helmut Martin-Jung

Es ist wohl der Sinn fürs Geschäft, diese Mischung aus Chuzpe und Gespür, die einen 19-jährigen Studienabbrecher namens William Henry Gates dazu befähigte, nicht nur mit IBM einen der mächtigsten Konzerne der IT-Branche auszutricksen, sondern ihm noch eine Lizenz zum Gelddrucken abzuluchsen.

Mit Yahoo fliegen: Microsoft-Gründer Bill Gates kürzlich bei einer Rede in San Francisco, die seinen Rückzug aus dem Geschäft markieren sollte. (Foto: Foto: AFP)

Als IBM im Jahr 1975 ein Betriebssystem für sein vermeintliches Nebenprodukt, den Personal Computer, suchte, da bot er dem Konzern ein Programm an, das er selber bloß gekauft und ein wenig verändert hatte, sicherte sich aber alle Rechte an der Software, dem Betriebssystem DOS. Es war der Grundstein, auf dem der Konzern Microsoft seine Marktmacht aufbaute. Mit Software wurde er groß und immer größer - und verlor dabei offenbar etwas von diesem Gespür.

Bei all dem Rummel, den 1995 das Erscheinen des neuen Betriebssystems Windows 95 auslöste, zeigte sich doch bald, dass die Redmonder nahezu völlig übersehen hatten, dass sich eine ganz neue Entwicklung anbahnte. Eine Entwicklung, die das Leben der zivilisierten Menschheit verändern sollte: das Internet. Was immer Microsoft danach tat, stets haftete ihm der Makel des Zuspätkommens an, des Zweiten Siegers.

Veränderung des Geschäftsfeldes verschlafen

Die erste erfolgreiche Software zum Surfen im weltweiten Netz, der Netscape-Browser, sie stammte nicht von Microsoft, sondern von einem smarten jungen Kerl namens Marc Andreessen. Die wichtigste Suchmaschine im Internet, sie hieß nicht Microsoft Network, sondern schon bald Google. Und als sich einige Jahre nach der großen Krise von 2001 die ersten Angebote etablierten, in denen die steil zunehmende Zahl der Internetnutzer selbst für die Inhalte sorgten, da hatte Microsoft dem so gut wie nichts entgegenzusetzen.

Während Google eine Idee nach der anderen präsentierte, wurde deutlich: Microsoft hatte erneut eine gravierende Veränderung ihres Geschäftsfeldes verschlafen, das Web 2.0. So schwammig - und mittlerweile auch ziemlich abgeriffen - der Begriff auch sein mag, was sich da anbahnt, nagt unmittelbar an der Wurzel, aus der Microsoft nahezu all seinen Lebenssaft saugt.

Der weltgrößte Software-Konzern lebt davon, dass sich Millionen von Menschen Programme umfangreiche Programme mit zahllosen Funktionen kaufen und auf ihre Rechner spielen. Nur wenn die Programme auf dem Computer installiert sind, kann man sie auch nutzen. Weil der Konzern den Markt fast monopolartig beherrscht, konnte er auch den Computerherstellern strikte Bedingungen auferlegen, die es diesen schwer machen, mit Alternativen zu flirten.

Mehr Geld aus Internet-Werbung

Google hingegen, der Konkurrent, auf den der Mega-Deal mit Yahoo abzielt, arbeitet mit einem gänzlich verschiedenen Geschäftsmodell. Nahezu alle Dienstleitungen, die Google anbietet, funktionieren über das Internet. Wer beispielsweise Korrespondenz und Zahlen Googles "Text & Tabellen" anvertraut, hat zwar weniger Funktionen zur Verfügung als mit den Muskelprotzen von Microsofts Büroprogrammen, aber dafür kann er die Dateien von jedem beliebigen Rechner aus öffnen, Hauptsache der ist ans Internet angeschlossen. Das Geld verdient Google der dabei angezeigten Internet-Werbung. Von diesem Kuchen möchte Microsoft nun auch endlich ein größeres Stück haben.

Mit dem Schritt, sich die Nummer zwei im Internet-Geschäft ganz einfach einzuverleiben, zeigt Microsoft nun zum einen, dass die Firma wild entschlossen ist, sich nicht von Google abhängen zu lassen. Es zeigt aber auch, wie hoch man die Gefahr aus dem Netz einschätzt. 45 Milliarden Dollar - soviel Geld ist auch für den Softwarekonzern aus Redmond kein Pappenstiel.

© SZ vom 02.02.2008/ckn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: