Metro:Enttäuschte Erwartungen

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Olaf Koch hat den Konzern aufs Kerngeschäft reduziert. Doch Ermittlungen belasten die Stimmung.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Wenn ein Konzern Teile abspaltet, greifen Manager gern auf maritime Metaphern zurück. "Aus einem Tanker sollten zwei Schnellboote werden", so beschreibt Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, welche Hoffnung die Metro geweckt hatte. Der Konzern hat sich im Sommer zweigeteilt: Die Elektronikmärkte Mediamarkt und Saturn sind im Unternehmen Ceconomy aufgegangen; zur "neuen" Metro gehören nun die namensgebenden Großmärkte und die Real-Warenhäuser.

Am Freitag hat die "neue" Metro zu ihrer ersten Hauptversammlung geladen. Doch das Treffen überlagerten "Schatten aus der Vergangenheit", wie Benner-Heinacher sagte. Viele Aktionäre kritisierten, dass Metro an der Börse weniger wert sei als bei der Zweiteilung im Juli. So hatten sie sich das nicht vorgestellt. Und gegen Spitzenmanager ermittelt derzeit die Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Sie prüft, ob der Konzern seine Aufspaltungspläne zu spät bekannt gegeben haben könnte.

Metro hat sich im vergangenen Sommer von den Elektronikketten Mediamarkt und Saturn losgelöst. (Foto: Martin Gerten/dpa)

Das wirft grundsätzliche Fragen auf. Denn Metro ist einem Trend vieler Konzerne gefolgt: Siemens will seine Medizintechnik an die Börse bringen. Bayer hat zwei Chemie-Töchter abgespalten. Eon und RWE haben sich je in einen Kraftwerksbetreiber und einen grünen Energiekonzern zweigeteilt. Investoren können so präziser entscheiden, worin sie anlegen. Banker, Berater und Juristen verdienen prächtig an Aufspaltungen. Metro etwa hat die Loslösung von der Elektronik 107 Millionen Euro gekostet. Doch wann muss ein Konzern derlei Überlegungen offenlegen?

Olaf Koch warb bei der Hauptversammlung dafür, dass die Aktionäre trotz der Ermittlungen Vorstand und Aufsichtsrat entlasten. Etwa 95 Prozent haben dem zugestimmt. In seinen sechs Jahren als Chef hat Koch den Konzern radikal auf das alte Kerngeschäft, die Großmärkte in Europa und Asien, reduziert. 2015 verkauften die Düsseldorfer Galeria Kaufhof. Dann die Loslösung von Mediamarkt und Saturn. "Dadurch, dass wir fokussierter sind, sind wir flexibler geworden", sagte Koch.

Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft wies der Vorstandschef zurück. Er habe seit dem Verkauf von Kaufhof über eine Aufspaltung nachgedacht. Ende März 2016 hat der Konzern dann die umstrittene Ad-hoc-Mitteilung verschickt. "Wir haben die Absicht verkündet, etwas prüfen zu wollen", betonte Koch. Er sei überzeugt, dass die Ermittler kein Fehlverhalten feststellen werden.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch wegen des Verdachts des Insider-Handels, etwa gegen Aufsichtsratschef Jürgen Steinemann. Ihm hat Vorstandschef Koch bereits im Dezember 2015 erzählt, dass er eine Teilung des Konzerns erwäge. Dann hat der Chefkontrolleur Ende Februar 2016 Metro-Aktien im Wert von etwa einer Million Euro gekauft. Als der Konzern seine Überlegung Ende März bekannt machte, gewannen die Anteile stark an Wert.

Metro betont jedoch, dass bis Mitte März auch ganz andere Optionen als eine Zweiteilung zur Debatte gestanden hätten. "Ich bin persönlich davon überzeugt, dass der gegen mich erhobene Vorwurf unbegründet ist", sagte Steinemann.

So positiv Investoren einst die angekündigte Aufspaltung aufnahmen, so trostlos dümpelt der Börsenwert seither vor sich hin. Ein halbes Jahr später ist Metro immer noch weniger wert als bei der Zweiteilung im Juli 2017. Metro leidet unter sinkenden Umsätzen im wichtigen russischen Markt. Hoffnung setzt Koch nun in die Belieferung von Händlern und Gastronomen. Ihnen bietet der Konzern zudem digitale Lösungen wie eine Firmen-Webseite oder ein System für Tischreservierungen an, um diese Kunden zu binden. Die Warenhauskette Real verzeichnet starkes Wachstum bei Bestellungen im Internet.

Reals Umsatz und Gewinn sind jedoch zurückgegangen. "Es ist offensichtlich, dass wir nicht wettbewerbsfähig sind mit Real", sagte Koch. Zwar profitiere der Konzern davon, dass Metro und Real bei Einkauf und Logistik zusammenarbeiten. "Nichtsdestotrotz kann man sich mit allen möglichen Optionen beschäftigen", sagte er. Aktionärsvertreterin Benner-Heinacher vergleicht Real schon mit dem Aschenbrödel des Konzerns, für das man endlich einen Prinz finden sollte. Käme es so, bliebe vom Metro-Konzern tatsächlich nur noch ein Schnellboot übrig.

© SZ vom 17.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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