Medikamentenversand:Aspirin am Postschalter

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Die Post zieht nach: Nach mehreren Drogerieketten will nun auch der Ex-Monopolist im Medikamentenhandel aktiv werden. Der Konzern kooperiert dabei mit dem Apothekendiscounter Easy-Apotheke.

Postkunden können in diesem Pilotprojekt in ausgewählten Filialen ab sofort auch Medikamente bestellen. Ein Post-Sprecher bestätigte am Montag in Bonn einen entsprechenden Bericht der Financial Times Deutschland. An dem Test, der vorerst auf sechs Monate begrenzt ist, nehmen 18 Postfilialen in Stuttgart, Hannover und Hildesheim teil. Dort organisiert die Easy-Apotheke ihren Versand. "Wir wollen sehen, ob unsere Filial-Kunden das als zusätzlichen Service annehmen", so der Post-Sprecher weiter.

Die Deutsche Post will auch am Geschäft mit den Medikamenten verdienen. (Foto: Foto: ddp)

Rezeptpflichtige Medikamente versandkostenfrei

Das Prinzip des Medikamentenversands mit der Post ist denkbar einfach: In den Filialen legen die Kunden ihr Rezept in Versandumschläge, die landen im Briefkasten oder können am Schalter abgegeben werden. Die Medikamente werden dann innerhalb von zwei Werktagen nach Hause geliefert. Rezeptpflichtige Medikamente sind dabei versandkostenfrei, für frei verkäufliche Arzneimittel berechnet die Post 3,95 Euro. Der gleiche Versandpreis wird auch für andere Waren wie Pflaster erhoben.

Mit dem neuen Service hofft die Post, den seit einiger Zeit im Medikamentenhandel aktiven Drogisten Schlecker und DM Paroli bieten zu können. So glaubt man bei der Post, deutlich schneller liefern zu können als die Konkurrenz. Der Partner der Deutschen Post, die Easy-Apotheke, ist bereits seit gut drei Jahren im Medikamentenversand tätig und erreichte mit ihren vierzehn Apothekensupermärkten zuletzt einen Umsatz von rund fünfzig Millionen Euro. Dabei macht sie einen Großteil ihrer Umsätze mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten und freiverkäuflichen Produkten.

Die Post hofft auf die hohen Gewinnmargen, die das Apothekengeschäft verspricht. Entscheidend für die weitere Entwicklung des Marktes wird ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes sein, das sich mit dem so genannten Fremdbesitzverbots beschäftigt und noch in diesem Jahr erwartet wird. Das Verbot untersagt es Apothekern bisher, mehr als drei Filialen zu eröffnen. Sollte der Gerichtshof das Verbot kippen, stehen dem deutschen Markt vielleicht schon bald norwegische Verhältnisse bevor.

Qualität bleibt erhalten

Dort wird ein Großteil der Apotheken von landesweit agierenden Ketten betrieben. Branchenexperte Arnt Tobias Brodtkorb von der Beratungsfirma Sempora Consulting betont allerdings: "Die Ketten arbeiten sehr serviceorientiert, die Qualität der Beratung ist keineswegs schlechter geworden."

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