Medien:Time Warner will die Erinnerung löschen

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Der weltgrößte Medien- und Onlinekonzern AOL Time Warner will nun endgültig "AOL" aus seinem Firmennamen entfernen.

Damit wolle das Unternehmen die Fehlschläge der größten Firmenfusion der Geschichte hinter sich bringen, berichtet die Washington Post. Der Verwaltungsrat solle den Namenswechsel auf seiner Sitzung am Donnerstag genehmigen.

America Online (AOL) hatte Time Warner, das führende US-Medienunternehmen, im Januar 2001 für 112 Milliarden Dollar (101 Mrd Euro) übernommen. Der Kauf war mit Hilfe eines aufgeblähten AOL-Aktienkurses auf dem Höhepunkt der Internet-Spekulationswelle erfolgt.

Zähe Verhandlungen mit Bertelsmann

Das Aktiensymbol soll zudem von "AOL" wieder in "TWX" umgewandelt werden. Die Onlinesparte von AOL leidet inzwischen unter Kundenschwund an Kabelfernseh- und Telefongesellschaften.

Außerdem gibt es Untersuchungen der US-Aufsichtsbehörden über AOL-Bilanzierungsmethoden. Die Entscheidung, AOL im Firmennamen fallen zu lassen, sei jedoch kein Vorspiel für einen Verkauf oder eine Verselbstständigung der America-Online-Sparte.

In einer separaten Entwicklung scheinen die Verhandlungen zwischen AOL Time Warner und Bertelsmann über eine Fusion ihrer Musiksparten zweifelhaft geworden zu sein. Die beiden Unternehmen ließen eine Frist für exklusive Verhandlungen miteinander auslaufen.

Dies hat die New York Times am Mittwoch berichtet. Die britische Musikfirma EMI dürfte jetzt versuchen, ihre Gespräche mit beiden Firmen wieder anzukurbeln. EMI hatte früher vergeblich versucht, Warner Music zu kaufen. Es gehe vor allem um Differenzen über die Bewertung der jeweiligen Musiksparten.

Die Gespräche zwischen AOL Time Warner und Bertelsmann hängen nach Darstellung des Wall Street Journal vom Mittwoch davon ab, ob Bertelsmann bereit ist, als Teil der Transaktion 150 Millionen Dollar (136 Mio Euro) in bar zu zahlen. Die deutsche Gesellschaft könnte sich widersetzen, selbst diesen Betrag zu zahlen.

Zu AOL Time Warner gehören neben AOL auch Warner Music, Magazine wie "Time" und "People", Kabelfernsehkanäle wie "CNN" und "HBO", Kabelfernsehsysteme, das Filmstudio Warner Bros. sowie Freizeitparks.

Konzernchef Richard D. Parsons versucht die Schulden des Unternehmens von fast 30 Milliarden Dollar nach der Fusion bis Ende 2004 mit Hilfe von Vermögensverkäufe auf 20 Milliarden Dollar zu reduzieren. Das Unternehmen hat gerade das Atlanta-Hawks-Basketball- und das Atlanta-Trashers-Eishockey-Team verkauft.

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