Martin Shkreli:Schuldig in vielen Fällen

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Im Prozess hat Martin Shkreli nicht ausgesagt. Danach redet er umso mehr. (Foto: John Angelillo/imago)

Den 34-Jährigen hassen viele Amerikaner wegen der horrenden Preise für ein Medikament. Verurteilt wurde er jetzt aber wegen Wertpapierbetrugs. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Als er das Gericht in Brooklyn verließ, lachte Martin Shkreli, 34. Wie er immer lacht, überheblich, sich seiner Sache sicher. Es gibt Fotos, die zeigen, wie ihm sein Vater die Hand auf die rechte Schulter legt, wie es Väter tun, die stolz auf ihre Söhne sind. Nach fünf Tagen Beratung hatten ihn am Freitagabend die Geschworenen eines New Yorker Gerichtes in drei von acht Anklagepunkten schuldig gesprochen, unter anderem wegen Wertpapierbetrugs und Veruntreuung. Shkreli drohen bis zu 20 Jahre Haft. Bevor sie ihn nach Hause schickte, wünschte Richterin Kiyo Matsumoto Shkreli "alles Gute", man werde sich bald wiedersehen. Einen Termin für die Verkündung des Strafmaßes nannte sie nicht. Shkreli bleibt gegen die Kaution von fünf Millionen Dollar auf freiem Fuß.

Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, er habe das ihm anvertraute Geld in Aktienspekulationen verpulvert und dann ein Programm zusammengeflunkert, mit dem er die Verluste ausgleichen wollte. Zu seinen vielen Lügen gehöre die Behauptung, in einem seiner Fonds lagerten 40 Millionen Dollar, tatsächlich seien es zu diesem Zeitpunkt 300 Dollar gewesen. Festgenommen wurde Shkreli 2015 unter dem Vorwurf, aus seiner Firma Retrophin elf Millionen Dollar abgezweigt zu haben, um Hedgefonds-Investoren auszahlen zu können. Die Verteidigung rief Zeugen auf, die aussagten, Shkreli habe sie tatsächlich reicher gemacht.

Im Prozess sagte er nicht aus. Dafür feuerte er in sozialen Netzwerken gegen die Staatsanwaltschaft. Nach dem Schuldspruch erklärte er, in den wichtigsten Anklagepunkten freigesprochen worden zu sein. Die Staatsanwaltschaft habe eine Hexenjagd epischen Ausmaßes veranstaltet und vielleicht "ein oder zwei Besenstiele gefunden". Auf seinem Youtube-Kanal äußerte er sich später ähnlich: Er fühle sich entlastet, sagte er, und habe nach eigener Schätzung vermutlich eine "50-50-Chance", gar keine Strafe zu bekommen.

Shkreli gilt als der "meistgehasste Mann Amerikas", so nannte ihn der Sender BBC. In die Missgunst der Amerikaner brachten ihn seine Geschäfte als Pharmaunternehmer. Seine andere Firma Turing Pharmaceutical hatte sich 2014 die Rechte an Daraprim gesichert. Das Mittel enthält den Wirkstoff Pyrimethamin, hilft gegen die parasitäre Krankheit Toxoplasmose und wird in der Aids-Behandlung eingesetzt. Quasi über Nacht erhöhte Shkreli den Preis von 13,50 Dollar je Pille auf 750 Dollar. Politiker versuchten, ihn dazu zu bewegen, den Preis für das Medikament wieder zu senken, darunter Hillary Clinton. In einer Anhörung im Kongress machte er im Februar 2016 von seinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern. Dafür bezeichnete er in einem anschließenden Tweet an seine 60 000 Follower die Volksvertreter als "Idioten".

© SZ vom 07.08.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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