Markus Rieß:Ergo-Chef nennt Strategie-Punkte

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Konkretes erfahren die Mitarbeiter der Versicherung zwar nicht und Informationen zu Gewinnzielen fehlen. Klar ist aber: Der Chef deutet Kostensenkungen an.

Von Herbert Fromme, Köln

Drei Seiten hat die Mail, enthält aber wenig Greifbares. Markus Rieß, neuer Vorstandschef des Düsseldorfer Versicherers Ergo, versucht mit der Mitteilung an Angestellte und Vertreter, die Gemüter zu beruhigen.

Denn Rieß hat einen Ruf als Sanierer - und für eine Sanierungsaufgabe hat ihn Ergo-Eigner Munich Re auch geholt. Das weckt Erwartungen bei den Mitarbeitern, aber nicht unbedingt positive.

Seit September ist er Chef bei Ergo und Vorstandsmitglied bei Munich Re. Bis Anfang des Jahres leitete er die Allianz Deutschland, und hatte Ambitionen auf Höheres. Als aber Oliver Bäte und nicht er Vorstandsvorsitzender der gesamten Allianz wurde, verließ Rieß das Unternehmen. Bei der Munich Re wird der 49-jährige als Heilsbringer für die chronisch problembeladene Düsseldorfer Tochter gehandelt.

Rieß braucht noch Zeit, auch wenn er die eigentlich nicht hat. Erst im April 2016 will er konkrete Maßnahmen nennen. Doch der Druck ist groß. Die Belegschaft will jetzt erfahren, was passieren soll. Doch die Botschaft des neuen Chefs bleibt in der Hinsicht mager: Konkrete Informationen zu Spar- und Gewinnzielen oder zum möglichen Personalabbau finden die Mitarbeiter nicht.

Klar ist nur, dass es nicht so weitergeht wie bisher. Ergo leidet unter sinkendem Marktanteil in wichtigen Segmenten, einer veralteten IT und einer schwierigen Struktur. Die 2011 hochgekommenen Skandale um die Sexreise nach Budapest und fehlerhafte Kostenausweise haben der Moral auch nicht genutzt, ebenso wenig wie die zahlreichen Umbau- und Reformprogramme der vergangenen Jahre. Die Belegschaft ist müde - und Rieß hat die undankbare Aufgabe, sie jetzt für ein weiteres Änderungsprogramm zu gewinnen.

Die Grundzüge sind klar: Er verlangt von Ergo mehr Gewinn. "Mittelfristig wollen wir in der Lage sein, aus unserem weltweiten Geschäft nicht nur zu wachsen, sondern dabei eine marktübliche Rendite zu erzielen." Er deutet Kostensenkungen an: "Wir schaffen maximale Transparenz über unsere Kostenposition - hier müssen wir uns auch im Vergleich zu Wettbewerbern genau messen lassen."

Dazu verordnet Rieß, ganz wie bei der Allianz, dem gesamten Konzern eine Digitalisierungsoffensive. Kunden sollen per Vertreter, Video-Chat, Webseite, Telefon und App kommunizieren können. Bei der Allianz hat Rieß den "elektronischen Versicherungsordner" eingeführt, in dem Kunden alle Angebote und Verträge einsehen und bearbeiten können. Bei Ergo heißt das Angebot "Meine Versicherung".

In der Lebensversicherung bietet Ergo künftig verstärkt Finanzprodukte an, auch Fonds der Schwestergesellschaft Meag. Den Abschied von klassischen Policen mit Zinsgarantie hatte das Unternehmen bereits mitgeteilt.

In der Schadenversicherung - also Autos, Gebäude, Haftpflicht - will Rieß für Ergo auch das Billigsegment mit leistungsreduzierten Tarifen erschließen. Die neuen Angebote sollen überall das selbe kosten, ob per Vertreter oder online abgeschlossen. Im Ausland plant Rieß Zukäufe in Indien, China und anderen Märkten, will sich wegen der Unsicherheit in Osteuropa aber zurückhalten.

Mittelfristig, schreibt Rieß, soll Ergo ein wachsendes und profitables Unternehmen werden. Ein großes Ziel, das zurzeit trotz seiner dreiseitigen Mail noch sehr weit entfernt wirkt.

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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