Marketing-Gag:Groupon verschleudert Zwiebeln in Indien

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Spezielle Rabatt-Aktion bei Groupon: Billige Zwiebeln für Indien (Foto: N/A)

Die Preise treiben manchem die Tränen in die Augen: In Indien werden Zwiebeln immer teurer. Das Rabattportal Groupon wittert eine Chance.

Um Indiens Wirtschaft steht es nicht gut. Die Währung des Landes hat seit Jahresbeginn ein Fünftel ihres Wertes verloren, Defizite in Leistungsbilanz und Haushalt vertreiben die Investoren. Für 65 Rupien bekommt man lediglich noch einen Dollar. Und Indien hat noch einen weiteren, etwas speziellen Indikator für den ökonomischen Niedergang: die Zwiebel. Die wird oft und gerne in der indischen Küche verwendet, hat in den vergangenen Monaten aber einen dramatischen Preisanstieg verzeichnet.

Anfang August verdoppelte sich der Preis innerhalb einer Woche. Medienberichte schürten die Angst vor einem Anstieg auf 100 Rupien (1,16 Euro) pro Kilo, aktuell kostet das Kilo etwa 60 Rupien.

Da ist der Hinweis des Rabatt-Händlers Groupon auf seiner Seite berechtigt: "Nein, wir scherzen nicht!", steht unter einem Angebot, das in Indien aktuell für Aufregung sorgt. Das Unternehmen bietet das Kilo Zwiebeln für neun Rupien an. Das sind etwa 85 Prozent Rabatt und die Lieferung in 78 indische Städte ist inklusive.

Die Aktion startete am Donnerstagmittag. Innerhalb von nicht einmal 90 Minuten war das Tageslimit von 3000 Kilo nach Angaben von Groupon erreicht. Zwischenzeitlich soll es 35 Bestellungen pro Sekunde gegeben haben. "Es ist ein einfaches Geschäft", sagt Ankur Warikoo, der Indien-Chef des Konzerns. "Wir sind eine Handelsseite und wir bieten Zwiebeln für neun Rupien pro Kilo in einer Zeit, in der die Zwiebelpreise explodieren."

In einem Meeting sei einfach die Frage aufgetaucht, warum man nicht Zwiebeln zum Schleuderpreis verkaufen solle, sagt Warikoo. Gesagt, getan: Groupon schloss einen Deal mit einem Zulieferer, der das Unternehmen für fünf Tage mit 3000 Kilo pro Tag versorgt. "Wir hatten damit gerechnet, diese Menge in drei Stunden zu verkaufen", sagt Warikoo. Am Freitag gingen die Zwiebeln in weniger als 44 Minuten weg, meldete das Unternehmen auf seiner Website.

Wegen des Erfolgs will der Konzern das Angebot ausbauen. Man befinde sich bereits in Verhandlungen mit dem Zulieferer, so Warikoo. In den kommenden vier Tagen sollen 21.000 Kilo verkauft werden. Laut Wall Street Journal nannte der Konzern keine weiteren Details, etwa zur Finanzierung des Projekts.

Die entscheidende Frage ist: Was hat Groupon davon? Laut Warikoo habe der Konzern einen sehr guten Preis mit dem Händler vereinbart. Ob das Unternehmen mit der Aktion etwas verdiene? Nein, gibt der Chef zu. Gleichzeitig spricht er aber auch über das Potenzial des indischen Marktes: Warikoo schätzt, dass hier bis zu 1,2 Milliarden Dollar pro Jahr zu holen sind. Aktuell liegt der Umsatz in diesem Bereich zwischen 50 und 100 Millionen Dollar. Das Wirtschaftsmagazin Quartz spricht deswegen von einer "brillianten Marketingkampagne".

Groupon hat das Angebot beschränkt: Nur registrierte Personen können es nutzen - und, das ist vielleicht entscheidend, jeder Nutzer kann nur ein Kilo erstehen. Auch wenn nicht jede Zwiebel einen neuen Kunden bringt, könnte sich die Aktion so für Groupon lohnen.

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