Mannesmann und die Privilegien:Funk muss ausziehen

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Der ehemalige Aufsichtsratschef des Mannesmann-Konzerns, Joachim Funk, muss klein beigeben. Für seinen vermeintlichen Anspruch auf ein Büro, einen Dienstwagen, einen Fahrer und eine Sekretärin gab es nie eine Rechtsgrundlage.

Von Michael Kläsgen

Die ehemaligen Angeklagten im Mannesmann-Prozess sind nicht zu beneiden. Peu à peu droht einzelnen von ihnen weiteres Ungemach. Zwar wurden alle im vergangenen Sommer vom Vorwurf der Untreue freigesprochen, doch nun folgt eine Hiobsbotschaft der anderen.

Heutige Vodafone-Zentrale in Düsseldorf: Hier wurde eifrig um Pfründe geschachert. (Foto: Foto: Reuters)

Erst stützte Generalbundesanwalt Kay Nehm ungewöhnlich explizit die Revision der Staatsanwaltschaft, so dass nun viele Prozessbeobachter und -beteiligte damit rechnen, dass der Bundesgerichtshof im Herbst eine Wiederauflage des Prozesses ankündigt.

Ob das der Karriere des damals angeklagten Deutsche-Bank-Chefs Josef Ackermann gut tun würde, ist fraglich, auch wenn die Bank sich auf keine Personaldiskussion einlassen will.

Weitere Niederlage für Esser

Auch der seinerzeitige Mannesmann-Chef Klaus Esser musste erst vor kurzem eine weitere Niederlage einstecken. Er hatte in einem Zivilverfahren wegen Rufschädigung auf Schadenersatz geklagt und 200000 Euro gefordert, musste sich aber mit 10000 Euro zufrieden geben.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung muss nun ein dritter Protagonist des Prozesses klein beigeben: Joachim Funk, 71. Funk war Aufsichtsratschef von Mannesmann, als das Düsseldorfer Traditionsunternehmen Anfang 2000 von dem britischen Mobilfunkkonzern Vodafone übernommen wurde.

Auf Kosten von Vodafone

In den Wirren der Transaktion hatte sich Funk ausbedungen, lebenslang einen Anspruch auf ein Büro, einen Dienstwagen, einen Fahrer und eine Sekretärin zu haben - auf Kosten von Vodafone.

Dafür gab es aber keine Rechtsgrundlage, wie ein Vodafone-Sprecher am Dienstag bestätigte, weshalb Vodafone Funk dazu drängte, spätestens in diesem Frühjahr auf die Privilegien zu verzichten. Man einigte sich gütlich. Funk muss den Geldwert der Leistungen nicht zurückzahlen.

Immerhin ist er inzwischen aber aus dem Büro am schicken Mannesmann-Ufer 4 in Düsseldorf, direkt neben der ehemaligen historischen Mannesmann-Zentrale, ausgezogen. Dort hatte Funk eine ganze Etage mit Blick auf den Rhein beansprucht.

Sekretärin für dringende Fälle

Seine Privatsekretärin wechselte derweil in die Personalabteilung von Vodafone, steht Joachim Funk aber in dringenden Fällen immer noch zur Verfügung. Auch auf den Dienstwagen, eine schwarze Mercedes-Limousine, will Funk nicht verzichten. Er entschied sich, sie gegen Bares zu übernehmen. Was mit seinem Chauffeur passiert, ist nicht überliefert.

Zumindest um Funk wird man sich keine Sorgen machen müssen. Er richtete sich längst ein neues Büro auf der Düsseldorfer Königsallee ein - auch keine schlechte Adresse. Dort ist er nun Nachbar von Klaus Esser, der von der Kö aus für den Finanzinvestor General Atlantic wirkt.

Kein Problem

Billig sind die Quadratmeterpreise auf der Flaniermeile nicht. Für Funk ist das aber kein Problem. Denn nachdem Esser von Vodafone eine stolze Abfindung zugesprochen bekommen hatte, setzte auch Funk im Februar 2000 seinen Namen eigenmächtig auf die Empfängerliste. Statt der erhofften neun Millionen Mark erhielt er am Ende aber nur sechs Millionen Mark. Die immerhin hat Vodafone ausbezahlt.

Ob dafür eine Rechtsgrundlage bestand, wird möglicherweise erneut ein Gericht entscheiden müssen, falls der Prozess zurückverwiesen wird.

© SZ vom 25.05.05 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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