Mangelnde Auslastung:Frisches Denken gefragt

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"Der Privatkäufer in Deutschland hat sich vom Vectra verabschiedet", meint ein Autoexperte und sieht Auslastungsprobleme im Opel-Werk Rüsselsheim. 800 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.

Das Opel-Werk Rüsselsheim wird einer Studie zufolge im kommenden Jahr erheblich unter dem schwachen Absatz der dort gebauten Mittelklasse-Modelle Vectra und Signum leiden.

Dunkle Wolken brauen sich über dem Werk Rüsselsheim zusammen. (Foto: Foto: Reuters)

Die Kapazitätsauslastung in Rüsselsheim werde 2007 auf 50 Prozent sinken, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Studie des Automarktexperten Ferdinand Dudenhöffer. Damit würden in Rüsselsheim erhebliche Verluste anfallen.

Auch die neue Baureihe, die ab 2008 vom Band laufen soll, bringe nur eine kurze Entlastung und könne die Auslastung des Werkes langfristig nicht sicherstellen.

"Der Privatkäufer in Deutschland hat sich vom Vectra verabschiedet", schreibt der Branchenkenner in der Analyse, über die der "Tagesspiegel" vorab aus seiner Dienstagausgabe berichtete. Bereits ab dem Jahr 2011 werde Rüsselsheim in eine kritische Kapazitätsauslastung von weniger als 80 Prozent kommen.

"GM muss damit über seine Kapazitäts- und Werksplanungen in Europa neu nachdenken." Rüsselsheim werde ohne zusätzliche Produkte in seiner heutigen Größe wirtschaftlich problematisch.

Ein Sprecher von Opel sagte dazu: "Herr Dudenhöffer hat anlässlich der Studie nicht mit Opel Kontakt aufgenommen. Insbesondere seine Prognosen für Rüsselsheim bis ins Jahr 2014 hinein gleichen einem Blick in Kristallkugel."

Falsche Strategie

Die Studie dürfte allerdings Wasser auf den Mühlen des Opel-Betriebsratschefs Klaus Franz sein. Erst am Freitag hatte er kritisiert, dass die im Stammwerk Rüsselsheim produzierten Mittelklassemodelle vom Opel-Mutterkonzern GM Europe bei seiner Verkaufsstrategie vernachlässigt werden.

Es sei zu wenig gegen die sinkenden Auftragseingänge für Vectra und Signum unternommen worden, schrieb Franz in einem offenen Brief an den Europa-Chef von General Motors, Carl-Peter Forster.

Noch sei Rüsselsheim ausgelastet, doch im kommenden Jahr dürfte der Rückgang des Auftragsvolumen einen Überhang von 600 bis 800 Stellen nach sich ziehen, hatte Franz voraus gesagt. Ein Unternehmenssprecher hatte darauf gesagt, es sei verfrüht, über mögliche Personalmaßnahmen zu diskutieren.

GM investiere weiter in Werbemaßnahmen für die Mittelklasse-Modelle Vectra und Signum. Die Werbebudgets hätten sich in den letzten Jahren aber auf die Kompakt-Modelle Astra und Corsa konzentriert.

Unter anderem fordert Franz in dem Brief eine Exportoffensive außerhalb Europas und "interessante Paket- und Preisangebote für Vectra und Signum, um diese aggressiv im Markt zu positionieren." Franz, selbst Opel-Aufsichtsratsmitglied, will bei der nächsten Gremiumssitzung im November diese Punkte auf die Agenda setzen.

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