Liechtenstein-Affäre:Der rätselhafte Informant

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Eine amerikanische Zeitung nennt den Namen des Mannes, der dem BND die Liechtensteiner Bankdaten verkauft haben soll. Mit den Behörden des Fürstentums hatte er offenbar schon in der Vergangenheit Ärger.

N. Richter und A. Ramelsberger

In der Affäre um Steuerhinterziehung ist der Informant des Bundesnachrichtendienstes (BND) angeblich enttarnt worden. Die amerikanische Zeitung Wall Street Journal nennt den vollen Namen eines Mannes, der sich inzwischen nach Australien abgesetzt haben soll. Dem Blatt zufolge hat der Mann einst für das Liechtensteiner Bankhaus LGT gearbeitet und dabei Daten über Hunderte Kunden mitgenommen.

Undurchsichtige Geschäfte mit Bankdaten: Die Zentrale der LGT Bank vor dem Schloss Vaduz (Foto: Foto: AP)

In den vergangenen 18 Monaten soll der Mann seine Informationen den Steuerbehörden "auf mehreren Kontinenten" angeboten haben, unter anderem in den USA. Die Zeitung nennt als Quelle eine Person, "die mit der Sache vertraut ist". Einer der Autoren des Artikels, David Crawford, sagte bei N24, auch die US-Behörden hätten Daten gekauft und arbeiteten seit einigen Monaten damit.

Anfang dieses Jahrzehnts sei der heute etwa 50-Jährige in Liechtenstein in Betrugsermittlungen verwickelt gewesen. Dabei habe er versucht, die Ermittler mit dem Hinweis zu erpressen, dass er brisantes Material an die Öffentlichkeit bringen könne. 2004 hätten die Liechtensteiner Behörden geglaubt, der Mann sei nur kurzzeitig "ausgerastet" und habe die gestohlenen Daten zurückgegeben. Er sei verurteilt und dann freigelassen worden.

Dann hätten die Behörden den Kontakt zu ihm verloren. Der BND hatte dem Mann 4,2 Millionen Euro für die CD mit Kontodaten von mutmaßlichen Steuerflüchtlingen gezahlt.

Unklar ist, ob es sich bei diesem Informanten auch um jenen Mann handelt, der bereits Anfang 2004 wegen einer ähnlichen Angelegenheit verurteilt worden war. Diesen Mann befand ein Liechtensteiner Gericht damals wegen versuchter Nötigung für schuldig, dies stand laut Justiz "im Zusammenhang mit Kundendaten, die er sich als Mitarbeiter der LGT-Treuhand im Jahr 2002 unbefugt beschafft hatte".

Informant versuchte, Liechtenstein zu erpressen

Der Verurteilte war von April 2001 bis November 2002 bei der Bank beschäftigt gewesen und hatte sich damals Kundendaten verschafft. Einige Jahre früher, 1996, hatte er sich bei einem betrügerischen Immobiliengeschäft in Barcelona um 600000 Schweizer Franken bereichert. Deswegen wurde er von den Behörden in Spanien und später auch in Liechtenstein gesucht.

Anfang 2003 forderte er dann von den Behörden in Vaduz, man möge ihm zwei falsche Reisepässe ausstellen, andernfalls werde er die bei der LGT erlangten Kundendaten an ausländische Medien und Behörden weitergeben. Seine Bitte wurde abgelehnt, gleichwohl stellte er sich schließlich der Liechtensteiner Justiz, legte ein Geständnis ab und gab die Kundendaten zurück. In einer Erklärung der Justiz vom Dienstag heißt es: "Ob er der in den Medien genannte Informant des Bundesnachrichtendienstes ist, ist nicht bekannt."

Dagegen schreibt das Wall Street Journal, es handle sich um denselben Mann. Sollte es sich um zwei verschiedene Personen handeln, wäre der Imageverlust für die LGT Bank noch größer als ohnehin schon. Denn es würde bedeuten, dass sie gleich mehrmals Opfer von Datenklau durch ihre eigenen Angestellten geworden ist.

Indizien für ein zweites Leck bei der LGT-Bank

Für die These, dass es sich um zwei verschiedene Männer handelt, spricht eine weitere Tatsache: Die deutschen Steuerfahnder besitzen bei ihren laufenden Ermittlungen nach eigenen Angaben auch Liechtensteiner Bankdaten aus den Jahren 2005 und 2006. Sie stammen also aus einer Zeit, als der im Jahr 2004 verurteilte Mann die LGT-Bank längst verlassen hatte.

Aufklärung könnte aus dem Bundestag kommen. Das Parlamentarische Kontrollgremium will die Verwicklung des BND in die Aufdeckung der hundertfachen Steuerhinterziehung in Liechtenstein öffentlich bewerten. Der Vorsitzende des Gremiums, Thomas Oppermann, sagte der Süddeutschen Zeitung, die geheim tagenden Parlamentarier würden am Mittwoch dazu Stellung nehmen. Das hat es bisher nur in sehr wenigen Fällen gegeben. Vorgesehen ist, dass BND-Präsident Ernst Uhrlau den Abgeordneten in geheimer Sitzung detailliert erläutert, wie der Nachrichtendienst zu den Informationen kam.

© SZ vom 20.02.2008/maru - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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