Langstreckengeschäft:Neue LTU-Basis in Berlin

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Langstreckenflüge zu kleinen Flughäfen - Immer mehr Fluggesellschaften setzen auf das Geschäft abseits der großen Drehkreuze. Bald sollen LTU-Maschinen von Berlin aus nach Übersee starten. Weitere Unternehmen dürften folgen.

Die Air-Berlin-Tochter LTU International Airways eröffnet in Berlin eine neue Basis für Langstreckenflüge. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, werden die ersten Großraummaschinen im November starten. Als erste Ziele nannte LTU-Chef Jürgen Marbach Bangkok, Varadero und Punta Cana.

Die Entscheidung verdeutlicht einen Branchentrend: Immer mehr Fluggesellschaften steigen ins Langstreckengeschäft abseits der großen Drehkreuze ein und versuchen sich an neuen Konzepten. Die wachsende Zahl der neuen Konkurrenten wirft auch Fragen zur bisherigen Strategie des Marktführers Lufthansa auf, der sich bislang vor allem auf seine Umsteigeknoten in Frankfurt und München konzentriert hat.

Fragen zur Lufthansa-Strategie

Nach SZ-Informationen erwägt die Lufthansa aber, als Reaktion im Sommer 2008 drei Langstreckenmaschinen am Flughafen Düsseldorf zu stationieren. Dabei handele es sich um das Modell Airbus A330. LTU betreibt bislang zwei Basen für ihre Langstrecken in München und Düsseldorf.

Air Berlin kündigte allerdings bei der Übernahme des Unternehmens im April an, das Langstreckengeschäft ausbauen und mit dem eigenen Europanetz verbinden zu wollen. Außerdem soll LTU künftig eher Ziele anbieten, die auch für Geschäftsreisende attraktiv sind. Auf solchen Strecken sind generell deutlich höhere Margen zu erreichen.

Lufthansa hat bislang Langstrecken abseits der beiden Drehkreuze mit dem Hinweis auf das zu geringe Verkehrsaufkommen abgelehnt. Vor allem in der Bundeshauptstadt Berlin ist diese Haltung schon seit langem auch ein Politikum.

Ein Politikum

LTU ist mit der Entscheidung indes nicht allein. Die beiden US-Fluggesellschaften Continental und Delta haben sich geradezu darauf spezialisiert, Langstrecken zu kleineren Flughäfen anzubieten: Continental fliegt in Deutschland unter anderem Berlin und Köln/Bonn an, Delta Stuttgart, Hamburg und Berlin.

Der Flughafen Köln/Bonn steht nach Angaben von Unternehmenschef Michael Garvens in Verhandlungen mit den Billiganbietern Oasis (Hongkong) und Air Asia X. Qatar Airways ist neben Frankfurt und München bereits auch in Berlin gelandet. Emirates drängt seit Monaten auf Verkehrsrechte, die Dienste nach Stuttgart und Berlin ermöglichen.

Bislang hat Lufthansa LTU in Düsseldorf walten lassen, doch seit dem Einstieg von Air Berlin wird das Unternehmen intern offenbar ernster genommen.

Wachstum aufteilen

LTU verkündete am Dienstag neben den neuen Berlin-Verbindungen auch neue Flüge von Düsseldorf nach Los Angeles. Informationen aus Branchenkreisen zufolge erwägt die Lufthansa ebenfalls, New York und Los Angeles von Düsseldorf aus anzufliegen. Einem Lufthansa-Sprecher zufolge ist es noch zu früh, den Sommerflugplan 2008 zu kommentieren. An dem Konzept werde derzeit noch gearbeitet.

Ein weiterer Aspekt deutet darauf hin, dass auch die Lufthansa langsam aber sicher ihr Wachstum aufteilen muss. Die Hauptbasis in Frankfurt ist bereits heute ausgelastet und kann kaum mehr zusätzliche Flüge aufnehmen. Auch in München werden zu den besonders begehrten Tageszeiten die Slots (Start- und Landezeiten) knapp. Beide Flughäfen planen jeweils eine neue Start- oder Landebahn, doch werden diese voraussichtlich frühestens 2011 eröffnet.

Die Lufthansa hat zahlreiche neue Langstreckenflugzeuge bestellt und will mittelfristig auch entweder die Boeing 787 oder den Airbus A350 bestellen, für die die beiden Herstellerfirmen mit deutlich niedrigeren Stückkosten werben. Diese kleineren Maschinen eignen sich insbesondere für dezentrale Ziele mit einem geringeren Passagieraufkommen.

© SZ vom 30.05.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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