Kuka:Zwischen Ufo und iPhone

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Futuristisch und stylish - der Roboterbauer Kuka hat sich für 60 Millionen Euro ein neues Entwicklungszentrum hingestellt. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Der Roboter-Hersteller eröffnet sein neues Entwicklungszentrum in Augsburg - und alle sprechen über China.

Von Stefan Mayr, Augsburg

Till Reuter tritt ohne Krawatte vor das Mikrofon und verkündet bestens gelaunt: "Mein Herz hüpft, ich bin happy." Diesmal spricht der Vorstandsvorsitzende der Kuka AG ausnahmsweise nicht von der Übernahme durch den chinesischen Hausgerätehersteller Midea. Sondern über das neue Entwicklungs- und Technologiezentrum des Roboter-Herstellers, das Reuter am Donnerstag in Augsburg eröffnete.

Orangene Roboter auf Rädern bringen das orangene Band in Position, Reuter schneidet es gemeinsam mit EU-Digitalkommissar Günther Oettinger (CDU) und Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) durch. Angesichts der bevorstehenden Mehrheitsübernahme durch die Chinesen sagt Oettinger, der diese Übernahme in den vergangenen Wochen durchaus kritisch sah, die neue Firmenzentrale am Stammsitz sei die "beste Standortgarantie". Denn welcher Investor wolle so ein Haus schon leerstehen lassen?

Der sechsstöckige, 60 Millionen Euro teure Neubau wirkt wie eine Mischung aus Ufo und iPhone. Abgerundete Kanten, schwarze Fassade, verspiegelte Fenster. Das Gebäude überragt die Bauwerke der Umgebung, es strahlt Modernität aus und Zukunftsfähigkeit. Alle Reden drehen sich an diesem Tag um das eine Thema: Zukunft. weilai, wie die Chinesen sagen.

Im Juni hatte sich Oettinger noch skeptisch zum Einstieg von Midea geäußert. Er warnte davor, dass EU-Fördermittel dazu verwendet würden, um Technologie aus Europa abzuziehen. Am Donnerstag ist das fast kein Thema mehr. Vergangenheit sozusagen, oder wangshi in der Sprache der Käufer. "Der neue Hauptaktionär hat relativ viel an Klarheit geschaffen", lobt der EU-Kommissar. Ein Verweis auf die Standort- und Arbeitsplatzgarantien, die Midea bis 2023 gegeben hat. Oettinger glaubt deshalb, dass Kuka auch langfristig eine gute Zukunft habe. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner zeigt sich dagegen noch ein wenig skeptisch: Bei aller Offenheit für ausländische Investoren müsse der Freistaat "schon nochmal diskutieren" über die Gefahr, dass Know-how von Deutschland abgezogen werde.

Von Midea kommt am Donnerstag niemand zu Wort. Kurz vor der Eröffnung teilte der Investor mit, er habe inzwischen bereits 70,3 Prozent der Kuka-Aktien erhalten. Die restlichen Aktionäre haben noch zwei Wochen Zeit, um das Angebot von Midea (115 Euro pro Aktie) anzunehmen. Trotz des massiven Zuwachses der Midea-Anteile gibt sich Vorstandschef Reuter gelassen: "Wir bleiben deutsch", ruft er den 200 Festgästen unter dem Glasdach im Atrium des Neubaus zu. "Grund für den Einstieg der Chinesen war ja, dass sie eine deutsche Firma wollten", sagt er. Deshalb sei er sich sicher: "Die lassen uns weiter unser Ding machen."

Dass das auch nach 2023 gilt, kann Reuter allerdings nicht versprechen. "Wenn wir die siebeneinhalb Jahre nutzen, werden wir weiter Freiheit kriegen", versichert der Vorstandschef, der die Offerte der Chinesen von Anfang an befürwortete. All jenen, die daraus auch eine Bedrohung heraushören, beruhigt er mit den Worten: "Wir müssen bis 2023 aktiv sein." Kuka müsse weiter innovativ bleiben. "Wir werden in China und in der Logistik wachsen, wir haben viele Ideen."

© SZ vom 15.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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