Krankendaten gespeichert:Gut überwacht bei Daimler

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Die Serie von Datenschutzaffären in deutschen Großkonzernen reißt nicht ab: In einem Werk des Autobauers Daimler sind illegal Krankendaten von Mitarbeitern gespeichert worden.

Gläserne Mitarbeiter - überall: Im Mercedes-Werk in Bremen seien trotz anders lautender Anweisung Mitarbeiterdaten unzulässig gespeichert und außerhalb des Unternehmens gebracht worden, bestätigte Daimler am Mittwoch einen Bericht von Radio Bremen Fernsehen.

Mercedes: "Wir werden diesen Vorstoß unverzüglich und konsequent aufklären" (Foto: Foto: AP)

"Wir werden diesen Vorstoß unverzüglich und konsequent aufklären", hieß es in der Stellungnahme des Autobauers.

Die Rundfunkstation hatte zuvor berichtet, mindestens eine Abteilung mit mehr als hundert Mitarbeitern habe Krankendaten der Beschäftigten illegal erfasst und in Ordnern angelegt.

Führungskräfte ermahnt

Eine CD-Rom mit entsprechendem Beweismaterial sei dem Sender anonym übermittelt worden - ihm lägen Listen mit Angaben von über 40 Personen vor. Vorgesetzte hätten ihre Kollegen über Einzelheiten ihrer Krankheiten gefragt. Anschließend seien die Daten gespeichert und auf einer wöchentlichen Sitzung ausgewertet worden.

Daimler erklärte, es handle sich dabei um einen bereits aufgeklärten Einzelfall aus dem Bereich Werkssicherheit aus dem April 2008. Der vom Unternehmen installierte Meldeprozess verbiete das Führen von individuellen Listen.

Der Autobauer habe auf den Vorfall unverzüglich reagiert und die Daten gelöscht.

Zudem wurden "die betroffenen Führungskräfte wegen der Datenschutzverletzung ermahnt und aufgefordert, zukünftig das Führen solcher Listen zu unterlassen".

Damit ist nach Ansicht des Konzerns sichergestellt, "dass der Einzelfall abgestellt wurde und die Führungskräfte über die Unzulässigkeit solchen Handelns informiert wurden".

Nicht der erste Fall

Zu Jahresbeginn hatte sich der Autobauer bereits eine offizielle Rüge des für den Datenschutz zuständigen Stuttgarter Innenministeriums eingefangen. Daimler hatte persönliche Daten von Beschäftigten mit häufigen Fehlzeiten ohne Wissen der Betroffenen dokumentiert.

Zudem wurden die Krankheitsfälle und ihre Ursachen teilweise von Vertretern der Personalabteilung, vom Werkarzt, dem Betriebsrat und von Führungskräften erörtert, was gegen die Persönlichkeitsrechte der Beschäftigten verstieß.

Datenaffären hatten bereits die Deutsche Bahn und die Deutsche Telekom erschüttert und zum Rücktritt von Bahnchef Hartmut Mehdorn geführt. Auch der Deutschland-Chef des Lebensmitteldiscounters Lidl musste nach einer ähnlichen Affäre seinen Stuhl räumen.

Das Unternehmen hatte Anfang April eingeräumt, Informationen über die Krankheiten von Mitarbeitern in firmeninternen Unterlagen festgehalten zu haben.

© sueddeutsche.de/Reuters/hgn/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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