Kommentar:Neue Rolle für Opel

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Bei General Motors in Europa steht wieder einmal ein Kurswechsel an. Alle Marken des amerikanischen Riesen auf dem alten Kontinent sollen näher zusammenrücken; das soll Kosten senken und die Gruppe aus den Dauerverlusten führen.

Von Karl-Heinz Büschemann

Opel-Chef Carl-Peter Forster, der erst vor drei Jahren nach Rüsselsheim gekommen war, wird eine wichtige Aufgabe in der neu organisierten Europa-Zentrale des Konzerns bekommen.

Erneut nährt man im Konzern die Hoffnung, mit so unterschiedlichen Marken wie Opel/Vauxhall oder Saab wieder Gewinne erzielen zu können.

Was die GM-Strategen sich für Europa ausgedacht haben, klingt vernünftig. Zwischen den einzelnen Konzernteilen wird noch immer viel Geld verschwendet. Die Möglichkeiten zum Sparen sind noch lange nicht ausgeschöpft.

Wie man billige Autos baut

Hier wollen die Strategen ansetzen und verstärkt die Konkurrenz imitieren. Die zeigt schon lange, wie man das Autobauen billiger macht: Man baut möglichst viele gleichartige Teile in Autos unterschiedlichster Marken ein und zentralisiert dabei die Entwicklung weitgehend.

In der Theorie klingt das gut, die Praxis aber birgt jede Menge Risiken. General Motors hat bisher gezeigt, wie schwer es ist, massiv zu sparen und gleichzeitig attraktive Autos auf den Markt zu bringen.

Die Marke Opel, die auf dem eigenen Markt wegen ihrer Zuverlässigkeit jahrzehntelang gerühmt wurde, geriet in den neunziger Jahren verstärkt in den Blick der amerikanischen Kostenkiller. Opel musste die Kosten drücken.

Am Ende sahen die Autos langweilig aus, und zuverlässig waren sie auch nicht mehr. Die Kunden liefen davon, weil sie von der Konkurrenz besser bedient wurden. Die geachtete Marke verlor ihren Glanz.

In die andere Richtung

Mit der Berufung des ehemaligen BMW-Managers Carl-Peter Forster zum Opel-Chef vor drei Jahren wurde das Ruder wieder in die andere Richtung geworfen.

Die Rüsselsheimer bekamen mehr Autonomie vom Mutterkonzern, die Autos wurden wieder attraktiver und besser. Sofort zog der Absatz an. Doch die Rüsselsheimer kamen aus den Verlusten nicht heraus.

Da bei der schwedischen Schwester Saab das Bild noch schlimmer war, wuchs der Druck, den Kampf mit den Kosten jetzt besonders entschlossen aufzunehmen und Opel wieder näher an die Mutter heranzuführen.

Das aber verlangt Geschick. Eine Marke wie Opel braucht ein Profil. Noch mehr gilt das für ein gehobenes Fabrikat wie Saab. Wer die Konturen seiner Marken verwischen muss, weil sonst die Kosten davon laufen, treibt die Kunden schnell zur Konkurrenz.

© SZ vom 09.06.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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