Klick-Blick:Greenspan in der Seifenblase

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Warum der Ex-US-Notenbankchef Greenspan von einer musikalischen Hommage überhaupt nicht begeistert sein dürfte - und was schwerreiche Umweltschützer dem Globus schenken. Skurrile Wirtschaftsnews aus dem Netz.

Johannes Kuhn

Ein Song gegen Greenspan

Seit seiner Pensionierung kann sich der ehemalige US-Notenbankchef Alan Greenspan vor Beratungsaufträgen und Interviewanfragen kaum noch retten. Nun hat ihm der Sänger Scotto sogar einen eigenen Song gewidmet: "The Bubble Man". Das Lied ist allerdings alles andere als eine Lobeshymne.

So erzählt Scotto im leichten Swingstil von Greenspans Mitschuld an der amerikanischen Kreditkrise, die der Magier der Märkte i. R. stets bestreitet. "Wenn der Bubble Man spricht, hören alle zu. Keine Ahnung, was er sagt, doch die Botschaft ist klar: Lass uns feiern und irgendwann später bezahlen", ätzt der Sänger mit bester Sinatra-Stimme.

Er prophezeit: "Einmal wird der Dollar weniger als einen Groschen Wert sein, weil Blasen immer platzen - es ist nur eine Frage der Zeit." Auch Greenspans Nachfolger, Ben Bernanke bekommt sein Fett weg: Als Sohn des Bubble Man schmeißt er Dollarnoten aus einem Hubschrauber, damit die Party an der Wall Street bis zur nächsten geplatzten Blase weitergehen kann.

Korallenriff mit Schleife drum

Die Weihnachtszeit wird auch im Jahr 2007 die Zeit der Spenden sein. Weil aber der Markt der Mildtätigkeit hart umkämpft ist, hat sich der World Wide Fund For Nature (WWF) etwas Besonderes einfallen lassen.

Erstmals hat die Umweltschutzorganisation einen Weihnachtskatalog veröffentlicht. Darin können gut betuchte Naturfreunde nach exklusiven Geschenken für den Erdball stöbern.

Für 20.000 Dollar beispielsweise werden Aktionen gegen den Handel mit dem Panzer der Echten Karettschildkröte unterstützt, mit 72.000 Dollar finanziert der Spender Exkursionen, in denen Kinder mehr über unser Ökosystem lernen.

In den höheren Preisregionen rettet eine Spende von 3,5 Millionen Dollar etwa 3,6 Millionen Hektar kongolesischen Regenwald, der Schutz eines Korallenriffs im Pazifik ist für 2,5 Millionen Dollar zu haben.

Obwohl Millionäre dem Klischee nach zu optisch ansprechenden Geschenken wie Juwelen oder Autos neigen, sind die ungewöhnlichen Weihnachtspräsente sehr begehrt: Der WWF hat mehr als zwei Monate vor Heiligabend bereits 30 der 100 Geschenke verkauft.

Indien mag nicht telefonieren

Die Globalisierung schuf Tausende Jobs in indischen Callcentern, Thomas L. Friedmans Buch "Die Welt ist flach" machte diese Form des Outsourcings von Dienstleistungen auf andere Kontinente zum Symbol der Globalisierung.

Doch die Zeiten, in denen US-Bürger beim Anruf von Kundenhotlines Berater mit einem indischen Akzent an der Strippe hatten, könnten bald vorbei sein, berichtet das Time Magazine.

Der Grund: Der Branche mangelt es an Nachwuchs. Durch den Wirtschaftsboom im eigenen Land haben indische Studenten inzwischen weit bessere Karrierechancen. So hat eine Universität in Neu-Delhi jüngst sogar Anwerber für Hotlinefirmen von ihrem Campus verbannt.

Ironischerweise verlagert derweil die indische Softwareindustrie viele Telefonjobs nach Europa oder Mittelamerika, wie der Guardian berichtet. Weil indische IT-Produkte weltweit erfolgreich sind, müssten nun auch Kunden auf polnisch, spanisch oder russisch betreut werden, erklären die Verantwortlichen.

So liest sich denn auch der Satz des Chefs eines indischen Softwareunternehmens wie ein Zitat aus dem Globalisierungslehrbuch: "Unsere Kunden sind global, also wurden wir es auch."

Dem Bullen zur Hand

Es ist ein schmutziger Job, doch einer muss ihn machen. Das trifft auf die unangenehmen Tätigkeiten zu, die das US-Wirtschaftsmagazin Forbes jüngst aufgelistet hat.

Vor allem besondere Reinigungsarbeiten gehören zu den unbeliebten Jobs. Die Menschen, die den Beton aus den Tanks von Zementlastern klopfen müssen, haben dabei mit der Lautstärke zu kämpfen, Reiniger von Dixie-Toiletten oder Kläranlagen-Pumpen mit dem Geruch.

Auch die Landwirtschaft bietet einige Tätigkeiten, die Berufsberater wohl nur selten empfehlen. Der Job des Bullensamensammlers bringt dabei ebenso wenig Ruhm ein wie die Aufgabe, das Geschlecht von frisch geschlüpften Küken durch einen Blick in den Hintern der Tiere zu bestimmen.

Ein kleiner Trost sei, so die Autorin des Artikels, dass Angestellte in diesen Branchen das Resultat ihrer Arbeit sofort sehen könnten. So ist das Ziel von Kent Berg, Eigentümer einer Firma, die Tatorte von Verbrechensspuren säubert: Wenn er und seine Mitarbeiter Feierabend machen, soll niemand sehen, dass etwas Furchtbares an einem Ort geschehen ist.

Das iPhone, ein Amphibienauto

Wieso haben sich Fernseher mit integriertem Internet und Telefon noch immer nicht durchgesetzt? Marketingveteran Jack Trout, Kolumnist des US-Wirtschaftsmagazins Forbes, ist dem Phänomen auf den Grund gegangen, weshalb Multifunktionsgeräte nur selten erfolgreich sind.

Die Liste mit gescheiterten Versuchen, Techniken zu verschmelzen, ist lang: Bereits 1937 sollte der Convertoplane das Fortbewegungsmittel für die oberen Zehntausend werden. Es verband Auto, Flugzeug und Helikopter - ohne Erfolg. Auch Amphicar von 1961, eine Mischung aus Boot und Auto, ging relativ schnell unter.

Trouts Fazit: Ingenieure sind bei Multifunktionsgeräten gezwungen, verschiedene Techniken zu verbinden, statt eine Idee zur Perfektion zu bringen. Ergebnis seien mangelhafte Produkte.

Trouts Urteil über den Verkaufsschlager iPhone von Apple ist eindeutig: Es sei als Abspielgerät wunderbar, als Telefon lausig.

Kauen für den Kater, kauen für den Rausch

Clay Cooley, Chef des amerikanischen Start-ups Cooley Nutraceuticals, ist ein selbsternannter Partyheld. Als solcher tritt er deshalb auch in den Werbespots für das neueste Produkt seiner Firma auf, das die Feierszene revolutionieren soll: einen Kaustreifen als Wundermittel gegen den Kater.

Wer zuviel getrunken hat, verspricht Cooley, muss den Kaustreifen nur zwischen Backe und Zahnfleisch quetschen, schon schießen wertvolle Vitamine und Elektrolyte direkt in den Blutkreislauf.

Ob eine Kopfschmerztablette und etwas Magnesium den gleichen Effekt hätten, sei dahingestellt - Herr Cooley ist von der Idee überzeugt und plant die perfekte Ergänzung für sein Geschäftsmodell: Einen Kaustreifen, der Alkohol direkt ins Blut befördert.

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