Kempinski:Luxus-Problem

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Direkt an der Außenalster in Hamburg liegt das Hotel Atlantic. Es wurde 1909 eröffnet und wird seit 1958 von Kempinski betrieben. (Foto: imago)

Es ist eine bekannte Marke: Kempinski betreibt 73 Fünf-Sterne-Hotels. Jetzt gibt es Querelen und Gerüchte.

Von Caspar Busse

Doch das Unternehmen ist in Schwierigkeiten und kommt nicht zur Ruhe. Ende 2014 trat Reto Wittwer nach fast 20 Jahren an der Konzernspitze zurück, es folgten unappetitliche Affären, Wittwer soll den Konzern betrogen haben, was sich bislang aber nicht bestätigte. Jetzt soll es Insidern zufolge schon wieder zu einem Führungswechsel kommen. Alejandro Bernabé, erst seit Ende 2014 im Amt, steht angeblich vor der Ablösung und sei schon nicht mehr da. "Ich kann das nicht bestätigen", sagt dazu eine Kempinski-Sprecherin. Bernabé befinde sich derzeit im Urlaub, heißt es weiter. Zahlen zur Geschäftsentwicklung werden auch nicht veröffentlicht. Offenbar hat Kempinski aber zu kämpfen. Das Unternehmen betreibt unter anderem drei Hotels in Russland und sieben in Katar, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, 20 in China. Die wirtschaftlichen Probleme in diesen Regionen dürften sich auswirken.

In der internationalen Luxushotelbranche ist derzeit einiges in Bewegung. Die Konkurrenz ist hart, die Preise gerade für Geschäftsreisende sind angesichts von Überkapazitäten und attraktiven, aber günstigeren Hotelketten unter Druck. Dazu kommt, dass immer öfter Hotelzimmer im Internet über die großen Portale gebucht werden, was die Margen weiter unter Druck bringt. Zusammenschlüsse sind die Folge. Ende vergangenen Jahrs hatte der US-Konzern Marriott angekündigt, den Konkurrenten Starwood Hotels & Resorts Worldwide zu übernehmen - für die Summe von 12,2 Milliarden Dollar. Das Geschäft ist das größte in der Hotelbranche, seit der Finanzinvestor Blackstone 2007 Hilton Hotels gekauft und dafür 26 Milliarden Dollar gezahlt hatte.

Marriott will damit nicht nur zum größten Hotelunternehmen der Welt mit insgesamt 5500 Standorten und mehr als einer Million Betten werden, sondern auch bei Luxushotels die Führung übernehmen. Zur Marriott-Gruppe gehören neben Marriott unter anderem die Hotelmarken Ritz-Carlton und Renaissance. Starwood vereint etwa Westin, Sheraton und Le Méridien. In vielen großen Städten und Touristenzielen der Welt sind beide Ketten bereits vertreten. Brancheninsider vermuten, dass Marriott auch ein Auge auf Kempinski werfen und an einer Übernahme interessiert sein könnte.

Doch die vergleichsweise kleine Kette Kempinski ist in festen Händen. Seit 2004 befindet sich das Unternehmen mehrheitlich im Besitz des thailändischen Crown Property Bureau, das für die Vermögensverwaltung des thailändischen Königshauses verantwortlich ist und Beteiligungen an zahlreichen einheimischen und ausländischen Unternehmen hält. Ein kleinerer Anteil gehört einem Investor aus Bahrain. Seit 2004 setzt Kempinski auf globale Expansion, doch die ist teuer.

Hotelmanager Bernabé ist seit 1998 bei Kempinski, arbeitete in Jakarta, St. Petersburg, Istanbul, Kuwait, Jordanien und Dubai. Zuletzt kümmerte er sich um die Geschäfte in Asien, da war er in Bangkok stationiert, wo auch der Hauptgesellschafter sitzt. Ende 2014 wurde er Vorstandsvorsitzender und beerbte Reto Wittwer. Der 66-jährige Schweizer hatte 1995 die Gruppe in Turbulenzen übernommen und das Geschäft stabilisiert. Noch 2012 zeigte er sich wenig amtsmüde. "Es gibt Leute, die sind mit 50 ausgebrannt, und es gibt Leute mit 70, die können noch etwas bewegen", sagte er damals der SZ. Die Hintergründe seiner Demission sind bislang nicht geklärt. Nach seinem Abgang kam es jedenfalls zu einer Schlammschlacht. Das Unternehmen und Nachfolger Bernabé warfen Wittwer "berufliches Fehlverhalten und Betrug" vor, es soll um Millionen gehen, die abgezweigt worden seien. Der Ex-Chef bestritt alles und ging selbst in die Offensive. Jetzt gibt es weitere Querelen, als möglicher Nachfolger für Bernabé gilt sein Vize Markus Semer.

Schon seit Langem konzentriert sich Kempinski auf das Management von Hotels. Nur das Vier Jahreszeiten in München befindet sich noch in Besitz der Gruppe, das Adlon und das Grand Hôtel des Bains in St. Moritz sind gemietet. Alle anderen Standorte werden lediglich betrieben. Namensgeber des Konzerns war übrigens Berthold Kempinski, der von 1842 bis 1910 lebte. Die Familie war im Weinhandel tätig, stieg später ins Catering- und Immobiliengeschäft ein. 1953 wurde der Name Kempinski endgültig verkauft.

© SZ vom 20.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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