Jobs in Gefahr:Massenentlassungen - massenhaft!

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Ob im Norden, im Süden, oder in der Mitte des Landes, überall drohen Stellenstreichungen im großen Stil: Bei der Deutschen Bank, T-Mobile, Volkswagen und Walter Bau müssen Tausende von Mitarbeitern um ihre Zukunft bangen.

Mit einem drastischen Einschnitt bei den Arbeitsplätzen und einem gezielten Abbau von Handysubventionen will der Mobilfunkbetreiber T-Mobile profitabler werden.

Findet er langfristig Verwendung? Ein Bauhelm der Walter Bau AG. (Foto: Foto: ddp)

In den nächsten zwei Jahren sollen in Europe bis zu 2200 Arbeitsplätze abgebaut werden, davon 1200 in Deutschland, teilte die Telekom-Tochter am Donnerstag mit.

Bei T-Mobile Deutschland steht damit fast jede siebte, in Euroa jede zehnte Stelle auf der Streichliste. Die Kürzungen sind Teil eines umfangreichen Maßnahmenpakets, mit dem die Telekom ihre Mobilfunksparte ertragsstärker machen will.

Nach den Worten von Mobilfunkchef René Obermann soll der Abbau der Arbeitsplätze sozialverträglich gestaltet werden.

Fluktuation, Altersteilzeit, Vermittlung

Hierzu gehörten die Ausnutzung von natürlicher Fluktuation, einvernehmliche Trennungen, Altersteilzeit sowie interne und externe Vermittlung auf andere Stellen.

T-Mobile will durch die Auslagerung von Geschäftsaktivitäten auf externe Dienstleister europaweit weitere 600 Arbeitsplätze einsparen und den betroffenen Mitarbeitern eine Beschäftigung außerhalb des Konzerns anbieten.

Bis Ende 2006 sollen jährlich insgesamt Kosten in einem Höhe von einer Milliarde Euro eingespart werden. Die Branche stehe vor einem Wandel, erklärte Obermann.

"Der Schwerpunkt liegt nicht mehr beim reinen SIM- Karten Wachstum, sondern bei der Entwicklung und Pflege intensiver Kundenbeziehungen".

Mobiles Internet

Die Hälfte der eingesparten Summe werde in die Weiterentwicklung des mobilen Internets, drahtlos integrierter Netzplattformen (GPRS, UMTS, W-LAN) sowie in günstigere Mobilfunktarife investiert, hieß es.

Durch eine gezielte Steuerung von Handysubventionen und bessere Einkaufskonditionen soll allein eine Summe von 500 Millionen Euro zusammen kommen. T-Mobile hatte bereits 2004 die Subventionen für vorausbezahlte Karten (Pre-Paid) drastisch verringert. Durchforstet wird jetzt auch das gesamte Geräteportfolio des Unternehmens.

Es werde von derzeit über 50 auf rund 30 bis 40 Modelle reduziert. So ließen sich attraktivere Preise beim Einkauf erzielen. Das wiederum schaffe mehr Spielraum für Tarifoffensiven, sagte Obermann.

Offenbar massiver Stellenabbau bei VW geplant

Deutschlands größter Automobilhersteller Volkswagen will einem Bericht des manager magazins zufolge in den kommenden Jahren ebenfalls Tausende von Stellen in Deutschland streichen.

Arbeitnehmervertretern zufolge könnten allein im Stammwerk Wolfsburg 3000 bis 4000 Arbeitsplätze wegfallen, schreibt das Wirtschaftsmagazin in seiner aktuellen Ausgabe.

Konzernchef Bernd Pischetsrieder wolle die Arbeitsprozesse im Vertrieb, der Informationstechnik und Verwaltung verbessern und so Personal sparen.

Betriebsbedingte Kündigungen solle es nach Möglichkeit aber nicht geben. Statt dessen würden frei werdende Stellen nicht neu besetzt, Mitarbeitern der vorzeitige Ruhestand oder der Wechsel in Beschäftigungsgesellschaften angeboten.

Bis zuletzt keine Einigung bei Walter Bau

Unterdessen bangen die Mitarbeiter der Walter Bau AG um ihre Arbeitsplätze. Bis zuletzt konnte noch keine Einigung über das Sanierungskonzept für das angeschlagene Unternehmen erzielt werden. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat der Baukonzern möglicherweise nur noch eine Zukunft, wenn der Gründer und Aufsichtsratschef Ignaz Walter die Führung völlig aus der Hand gibt.

Von den Kreditinstituten, die zu den Gläubigern des Unternehmens gehören, werfen einige dem 68jährigen Unternehmensgründer vor, sich mit seinen Geschäften verzettelt zu haben. Walter habe es versäumt, ertragsschwache Sparten zu sanieren oder abzustoßen.

Einige Banker kritisieren zudem, dass Walter, der bereits im Juli 1996 vom Vorstandsvorsitz an die Spitze des Aufsichtsrats gewechselt hatte, von dort aus noch immer stark in das laufende Geschäft eingreife.

Deutsche Bank streicht Investmentbanking zusammen

Auch die Deutsche Bank plant offenbar einen massiven Stellenabbau. Im globalen Investmentbanking seien zwischen 4000 und 6000 Jobs in Gefahr, berichtet die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" unter Berufung auf Finanzkreise.

Im Zuge ihres Sparprogramms habe die Deutsche Bank mit der Entlassung hunderter Investmentbanker in London und New York begonnen, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Viele bekämen in diesen Tagen ihre Kündigung auf den Tisch, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf Finanzkreise. Gleichzeitig erhielten die Betroffenen ein Angebot für eine "Restrukturierungsabfindung".

Insgesamt sollten im Investmentbanking weltweit 4.000 bis 6.000 Menschen entlassen werden, hieß es. Zunächst gehe es aber um die Streichung von 2.000 Arbeitsplätzen in London und New York.

Dort lege die Deutsche Bank Bereiche des Anleihe- und Aktiengeschäfts zusammen. Zudem gebe es umfangreiche Stellenstreichungen in den Abwicklungsabteilungen, den sogenannten Backoffices, schreibt die FAZ.

Kommunikationssparte von Siemens auf dem Prüfstand

Bereits vor Weihnachten wurde zudem bekannt, dass bei Siemens die Kommunikationssparte auf dem Prüfstand steht. Dabei kündigte Vorstandschef Heinrich von Pierer "schmerzhafte Maßnahmen" an.

Grundlegende Weichenstellungen seien nötig, um die Zukunft nachhaltig zu sichern. "Mir ist bewusst, dass wir nicht immer ohne schmerzhafte Einschnitte auskommen werden", schrieb von Pierer an die Mitarbeiter in einer E-Mail.

Von den Maßnahmen betroffen, dürfte dabei nicht nur der Handybereich sein, über dessen Schicksal seit Monaten spekuliert wird. Auf der Hauptversammlung am 27. Januar, auf der von Pierers Nachfolger Klaus Kleinfeld als neuer Konzernlenker inthronisiert wird, will Siemens seine Pläne der Öffentlichkeit vorstellen.

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