Jahrzehntelanger Kindesmissbrauch:US-Bistum ist insolvent

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Das Bistum San Diego (USA) sieht sich mit einer Flut an Klagen wegen sexuellen Missbrauchs konfrontiert - und flüchtet in einen Antrag auf Zahlungsunfähigkeit.

"Wir haben soviel Geld auf den Tisch gelegt, dass unsere Finanzen am Limit waren, aber die nun gestellten Forderungen übersteigen die finanziellen Ressourcen des Bistums und unserer Versicherung".

Gegen das Bistum sind mehr als 150 Klagen anhängig. (Foto: Foto: dpa)

Mit diesen Worten begründet Bischof Robert Brom gegenüber der San Diego Union-Tribune , warum er am Dienstag kurz vor Mitternacht den Vorschlägen seines Anwalts folgte und für das Bistum San Diego um den sogenannten "Chapter 11" - Gläubigerschutz ansuchte.

Prozess vorerst gestoppt

Mit diesem Schritt stoppte der römisch-katholische Bischof einen für Mittwoch anberaumten Prozessauftakt zum Thema Kindesmissbrauch. Mehr als 150 Klagen gegen das Bistum waren beim Gericht anhängig, in welchen rund 60 Priestern des Bistums der sexuelle Missbrauch von Kindern angelastet wurde. Die Vorgänge liegen teilweise jedoch schon Jahrzehnte zurück.

Den Antrag auf Gläubigerschutz begründete das Bistum damit, dass zwar Vermögen im Wert von 100 Millionen US-Dollar vorhanden wäre, aber dass die voraussichtlichen Forderungen diesen Wert weit übersteigen würden.

Erboste Kläger

Für den Bischof ist dieser Schritt kein Drücken vor der Verantwortung. Die Entscheidung sei getroffen worden, da "erste Schuldsprüche zugunsten einiger Opfer die finanziellen Ressourcen der Diözesen und Versicherungen derart beanspruchen könnten, dass für andere Opfer kein Geld mehr vorhanden wäre."

Die Kläger des Bistums hingegen sind erbost. Ein Rechtsanwalt eines Opfers, dessen Prozess am Mittwoch beginnen hätte sollen, meinte zur Zeitung: "Sie haben große Angst davor, dass durch den Prozess die Öffentlichkeit erfährt, was vorgefallen ist. Daher verstecken sie sich lieber hinter einem diesem Antrag und wollen vortäuschen, dass wir habgierig wären."

Das Gläubigerschutzverfahren Chapter 11 ähnelt der deutschen Insolvenz und könnte Jahre dauern. Anstehende Prozesse würden dadurch verzögert. Ziel ist die Reorganisation der Unternehmensfinanzen.

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