IW-Chef im Chat:Hüther der Gerechtigkeit

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Er lässt keine Kontroverse aus: Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft. Er vertritt nur eine Position, die aber mit Nachdruck: Freiheit. Heute ab 17.15 Uhr ist er bei sueddeutsche.de im Chat.

Der Mann bietet Angriffsfläche: Michael Hüther ist Chef des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln - eine Forschungseinrichtung, die von deutschen Unternehmen gegründet wurde und bis heute als arbeitgebernah gilt. So einer hat seinen ganz eigenen Blick auf die Welt der Wirtschaft, darum eckt er an.

Michael Hüther: Eines seiner Lieblingsthemen ist Gerechtigkeit. (Foto: ag.dpa)

Genau das macht ihn zu einem gefragten Gesprächspartner in Talkshows, Ausschüssen und wo immer sonst über Wirtschaft diskutiert wird. Hüther war Generalsekretär des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und sitzt im Kuratorium der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) - eine Organisation, die ebenfalls von deutschen Unternehmen und Wirtschaftsverbänden getragen wird und "Stimme der ökonomischen Vernunft in der Reformdebatte" sein will.

Es ist wohl auch genau das, was Hüther antreibt. Eines seiner Lieblingsthemen ist Gerechtigkeit. Wenn Hüther von Gerechtigkeit spricht, geht es ihm nicht um Verteilungsgerechtigkeit, nicht um Gleichheit. Die Wirtschaftspolitik der siebziger Jahre, in denen die Umverteilungsmaschinerie richtig in Gang kam, muss für ihn pure Greuel sein.

Nicht nach Kassenlage arbeiten

Politik, vor allem Sozial- und Arbeitsmarktpolitik braucht ein liberales Leitbild und darf schon gar nicht nach Kassenlage gestaltet werden. Auch gehörte Hüther zu den Unterzeichnern jenes Brandbriefs, den die Chefs der deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute 2008 an die Bundesregierung geschickt hatten.

Darin forderten sie die Bundesregierung auf, die Pläne zum Ausbau von Mindeslöhnen zu stoppen. Mindestlöhne bereiteten "den Weg in eine staatliche Lohnfestsetzung" und würden "das erfolgreiche System der marktwirtschaftlichen Ordnung in seinen Grundfesten beschädigt".

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Gerechtigkeit im Hütherschen Sinne ist das Recht auf Chance und Teilhabe und damit auch das Recht auf Freiheit. Alles andere ist Idealisierung und Träumerei. Außerdem sei es um die Gerechtigkeit in Deutschland doch gar nicht so schlecht bestellt, sagt Hüther. Vieles, was den Bürgern aufstoße, sei demnach lediglich gefühlte Ungerechtigkeit. Und ein gewisses Maß an Ungleichheit müsse eben auch ausgehalten werden. Punkt.

Darum fordert Hüther einen neuen Gesellschaftsvertrag, der die Freiheit des Einzelnen in den Vordergrund rücke. Das bedeute aber auch, dass die Einzelnen mehr Verantwortung für ihr Tun übernehmen müssten. Und wenn jemand dabei scheitert? Nun, dann kommt wieder der Hüthersche Gerechtigkeitsbegriff zum Tragen: Wer scheitert, muss ein Recht auf eine neue Chance haben. So einfach ist das.

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