Investieren in Arbeitsplätze:"Heuern und feuern ist nicht nachhaltig"

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Es gibt sie, die Fonds die nicht einzig und allein auf die Rendite schauen: für Anbieter alternativer Geldanlagen ist grade der Erhalt von Arbeitsplätzen ein wichtiges Kriterium. Ein allzu rigider Stellenabbau kann zum Ausschluss eines Unternehmens aus dem Fonds führen.

Von Kristina Läsker

Wenn Unternehmen massiv Stellen abbauen oder verlagern, dann schauen auch Anbieter nachhaltiger Geldanlagen genauer hin. Etwa 160 derartige Fonds und Zertifikate werden in Deutschland vertrieben — bis zu 3,5 Milliarden Euro investieren Anleger nicht nur nach ökonomischen, sondern auch nach ökologischen und sozialen Kriterien.

Ob Stellenabbau einer nachhaltigen Strategie entspricht, wird von alternativen Analysten oft kritisch hinterfragt. Bei allzu kurzfristig orientiertem Kündigungs-Management droht der Ausschluss aus den Fonds.

"Grundsätzlich beurteilen wir Arbeitsplatzabbau negativ", sagt Eckhard Plinke, Leiter des Nachhaltigkeits-Research bei der Bank Sarasin. Das Schweizer Finanzinstitut bietet drei nachhaltige Publikumsfonds an.

Er werde hellhörig, sagt Plinke, wenn eine Firma massiv Stellen streicht - um womöglich schon im nächsten Jahr wieder einzustellen. "Eine in den USA übliche Politik des Heuern und Feuerns heißen wir nicht gut." Besonders in der Kritik stehen zyklische Branchen wie der Technologie-Sektor.

Außergewöhnlich sei die Firma Cisco mit Entlassungen umgegangen. Ein Jahr lang habe der Netzwerke-Hersteller aus dem Silicon Valley seinen gekündigten Mitarbeitern ein Drittel des Gehalts weitergezahlt — und sie dafür bei Nicht-Regierungs-Organisationen untergebracht.

"Stellenabbau ist nicht per se negativ", sagt Marion Swoboda von Sustainability Asset Management (Sam). Die Schweizer Vermögensverwaltung wählt Firmen aus, die in den alternativen Dow Jones Sustainability Index aufgenommen werden.

Bis zu 25 Seiten umfassen die Fragebögen, die Firmen einmal pro Jahr beantworten müssen. Eine Seite enthält Fragen zu Arbeitsbedingungen (Betriebsrat, Frauenarbeitsquote) und Kündigungen (Anzahl, Sozialpläne). Strukturkrisen machten Entlassungen oft unumgänglich, sagt Swoboda. Es sei wichtiger, dass die Firma mit den Kündigungen transparent und proaktiv umgehe.

"Wir fragen immer nach, welche Arbeitsplatz erhaltenden Maßnahmen die Manager vornehmen", sagt Sarasin-Analyst Plinke. Wichtig sei, dass ein Sozialplan mit angemessenen Abfindungen vorliege. "Alle Maßnahmen sollten sozialverträglich sein", sagt Plinke und nennt als positives Beispiel die Deutsche Telekom. Über den Sozialplan hinaus habe das Unternehmen befristete Stellen abgebaut und eine interne Stellenvermittlung eingerichtet.

Bei Stellenverlagerungen spielen die Arbeitsbedingungen vor Ort eine wichtige Rolle. Ein eher negatives Beispiel sei, so Analyst Plinke, die frühere Siemens-Tochter Epcos. Aggressiv habe der Bauelemente-Hersteller Arbeitsplätze in Niedriglohnländer verlagert und hierzulande abgebaut.

Weder habe es im Inland Ansätze gegeben, die Kündigungen zu vermeiden, noch gebe es Hinweise, wie Epcos in China die Sozialstandards sicherstellen wolle. "Wir gucken insbesondere auf Mindestlöhne, Sozialleistungen und Arbeitssicherheit." Ein gemeinnütziges Engagement vor Ort, so Plinke, zeige oft die guten Absichten der Firma.

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