Insolventer Billigstrom-Anbieter:Staatsanwaltschaft wirft Flexstrom-Chefs Betrug vor

Mehr als 800.000 Kunden haben ihren Strom im Voraus bezahlt: Das Insolvenzverfahren um den Billigstrom-Anbieter Flexstrom gilt als das größte der deutschen Geschichte, es geht wohl um mehrere Hundert Millionen Euro. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die Verantwortlichen.

Im Zusammenhang mit der Insolvenz des Strom- und Gasanbieters Flexstrom hat die Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen frühere Führungskräfte des Unternehmens eingeleitet. "Wir ermitteln gegen Verantwortliche der Unternehmensgruppe, unter anderem wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung", sagte ein Sprecher der Behörde. Weitere Angaben machte er nicht.

Einem Bericht der Bild vom Freitag zufolge richten sich die Untersuchungen unter anderem gegen die beiden ehemaligen Flexstrom-Hauptaktionäre und Brüder Thomas und Robert Mundt. Der Berliner Stromdiscounter Flexstrom hatte im April Insolvenz angemeldet, das Verfahren wurde am 1. Juli eröffnet.

Nach Angaben des Insolvenzverwalters gibt es schätzungsweise 835.000 Gläubiger. Davon sind etwa 500.000 ehemalige Kunden von Flexstrom, die übrigen Fälle beziehen sich auf die Töchter wie Flexgas, Löwenzahn Energie und OptimalGrün. Die Insolvenz gilt damit, gemessen an der Zahl der Gläubiger, als bisher größte in der Geschichte Deutschlands.

Flexstrom hatte als Hauptgrund für die Insolvenz die schlechte Zahlungsmoral zahlreicher Kunden genannt, die ihrerseits durch "schädigende Berichterstattung vereinzelter Medien" irritiert worden seien. Eine Zeitung hatte von angeblichen Finanzproblemen berichtet. Berichten zufolge soll aber auch eine Rolle gespielt haben, dass die Bundesnetzagentur kurz davor stand, das Geschäftsmodell mit Vorkassezahlungen zu stoppen.

Im Sommer 2011 war bereits der Flexstrom-Konkurrent Teldafax pleite gegangen. Viele Kunden hatten dem Billiganbieter für ihren Strom Vorauszahlungen geleistet, für die sie dann keine Gegenleistung mehr erhielten. In diesem Fall erhob die Staatsanwaltschaft in Bonn inzwischen Anzeige gegen drei frühere Vorstandsmitglieder wegen Insolvenzverschleppung, Betrugs und anderer Vorwürfe. Die Pleite beschäftigt auch die Zivilgerichte.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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