Inflation und Konjunktur:Eine brisante Mixtur

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Die Inflationsrate wird bald wieder sinken, das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass damit ein altes Problem wieder an Brisanz gewinnt: Es droht ein Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Catherine Hoffmann

Notenbanker warnen vor neuen Preisschüben, Volkswirte malen die zerstörerischen Folgen immer höherer Teuerungsraten aus, und im Fernsehen schildern Verbraucher, warum das Geld nicht mehr reicht. Im Juni war die Inflation in Deutschland so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr. Massiv gestiegene Preise für Energie und Lebensmittel ließen die Lebenshaltungskosten um 3,3 Prozent steigen. Zwei Drittel der Bürger haben heute Angst vor Inflation. Doch das wird nicht lange dauern. Es gibt gute Gründe, warum die Geldentwertung bald vorbei sein wird - ohne dass wir damit aller Sorgen ledig wären.

Die Zeit der Rekordinflation könnte bald vorbei sein. Dann droht jedoch ein Anstieg der Arbeitslosigkeit. (Foto: Foto: dpa)

In den vergangenen Monaten schoss der Ölpreis in die Höhe, mit weitreichenden Folgen. Sprit, Strom und Lebensmittel - alles wurde teurer. Gleichzeitig flammte die Finanz- und Immobilienkrise wieder auf. Weil sie so zornig tobt, fürchten viele Menschen schon einen Kollaps der Wirtschaft, samt Bankenpleiten. Kreditkrise und Inflation, eigentlich sind das Gegensätze wie Feuer und Wasser. Und doch liegen diese Szenarien so nahe beieinander wie selten zuvor.

Dass es beides gibt, ist das Ergebnis früherer Exzesse. Die Geldpolitik ist seit Jahren zu locker. Der unermessliche Liquiditätsstrom, den die Notenbanken geschaffen haben, mündet nun in eine hohe Inflation. Nach Ansicht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, des Spitzeninstituts der weltweiten Finanzbranche, könnte sich der Preisschub noch verstärken und dann von einer schmerzhaften Deflation abgelöst werden, also von fallenden Preisen. Der Klub der Zentralbanken zeigt mit dem Finger auf sich selbst: Wir, die Notenbanken, sind schuld an der Inflation.

Folgen werden rasch spürbar

Doch so heiß wie zuletzt wird es nicht mehr lange hergehen. Das wird ausgerechnet die Finanzkrise bewirken. Weil die Hauspreise in den USA weiter fallen, melden die Banken immer neue Verluste. Im Kleinen wie im Großen: Viele amerikanische Familien müssen ohnmächtig zusehen, wie die sinkenden Immobilienpreise und Aktienkurse ihr Vermögen zerstören. Die Konsumenten müssen sparen, und die Banken geizen mit neuen Krediten. Wenn keiner mehr Geld ausgibt, stagniert die US-Wirtschaft.

Bricht aber die Konjunktur ein, gehen auch die Inflationsraten zurück. Schon im Herbst dürfte der Preisauftrieb in den Industrieländern den Gipfelpunkt erreichen. Und ohne schnelle Geldentwertung ist der Lohn bald wieder mehr wert. Das ist die gute Nachricht.

Die schlechte Nachricht lautet: Die negativen Folgen des Abschwungs werden sich rasch bemerkbar machen. Schon jetzt haben Energie- und Lebensmittelpreise ein Loch in viele Haushaltsbudgets gerissen. Es wird nicht leicht zu stopfen sein, wenn auch die deutsche Wirtschaft schrumpft oder nur mäßig wächst. In den USA sieht man schon, was das bedeutet: höhere Arbeitslosigkeit und wachsende Armut. Die Angst vor steigenden Preisen wird bald durch die Angst um den Arbeitsplatz abgelöst werden.

© SZ vom 17.07.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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