Illegaler Handel:Schlecht umgesetzt

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Trotz Gesetz: Illegales Tropenholz gibt es in Deutschland noch immer. Die zuständigen Behörden sehen darin kein großes Problem.

Von Nils Wischmeyer, München

Mit der EU-Holzhandelsverordnung, kurz EUTR, sollte alles besser werden. Die Kontrollen sollten künftig schärfer, die Sanktionsmöglichkeiten besser sein. Kurz: Der Handel mit illegal geschlagenem Tropenholz in Europa sollte der Vergangenheit angehören. Die EU-Kommission nannte das Gesetz äußerst wichtig. Die Verbraucher- und auch die Umweltschützer jubelten.

Das ist jetzt drei Jahre her, und hört man die offiziellen Meinungen dazu, könnte man meinen, illegales Tropenholz wäre immerhin in Deutschland kein Thema mehr. Die Bundesregierung nennt die Umsetzung des Gesetzes "beispielhaft." Den Informationen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zufolge, die in Deutschland für die Kontrolle des Gesetzes zuständig ist, gab es in den vergangenen Jahren keinen nennenswerten Verstoß. Lediglich verwarnt wurden einige Firmen.

550 Euro, das ist die höchste Strafe, die deutsche Behörden bislang verhängt haben

Doch das ist scheinbar nur die halbe Wahrheit. Johannes Zahnen, Experte für Tropenholz bei der Umweltorganisation WWF sagt: "Wir prüfen regelmäßig kleinere Stichproben auf illegales Tropenholz und haben fast immer etwas auszusetzen", sagt er. Sowohl in Möbeln als auch in Papier und Kinderbüchern finde der WWF regelmäßig Tropenholz, sagt Zahnen. Meist sind die Hölzer falsch deklariert, stammen also aus einem anderen Gebiet als eigentlich angegeben oder enthalten Tropenholz, ohne dass es angegeben wäre. Für Zahnen ein klares Indiz für die Verarbeitung von illegal geschlagenem Tropenholz. "Wenn selbst wir so etwas finden, frage ich mich, warum die Behörde bisher keinen nennenswerten Fall aufgedeckt hat", sagt Zahnen.

Genug Prüffälle gebe es. Der Handel mit wertvollem Tropenholz floriert. Im vergangen Jahr importierten deutsche Firmen Holz im Wert von 630 Millionen Euro. Zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig geht die Bundesregierung davon aus, dass zwischen 7 und 17 Prozent aller Tropenhölzer, die in Europa gehandelt werden, illegal sind. "Die Verordnung ist deswegen richtig und wichtig - nur eben schlecht umgesetzt", sagt der Umweltschützer. Ein Beispiel, das Zahnen gerne anbringt: die niedrigen Strafen.

Als strafbar gilt der Import der illegalen Tropenhölzer in Deutschland nur, wenn sich ein Unternehmer massiv daran bereichert hat oder Wiederholungstäter ist. Alles andere gilt als Ordnungswidrigkeit und wird mit einer Strafe von maximal 50 000 Euro geahndet. In der Praxis liegt diese sogar oftmals niedriger. Die höchste bekannte Strafe, die die zuständige Bundesbehörde bisher verhängt hat: 550 Euro.

Gerade im internationalen Vergleich wirkt das wenig. Beispiel USA: Auch dort gibt es eine Verordnung gegen den Import von illegal geschlagenem Tropenholz. Die Strafe aber ist wesentlich höher. Täter drohen Gefängnisstrafen und Bußgelder in Millionenhöhe. Die Behörde hält die Strafe in Deutschland dennoch für angemessen. In Kombination mit der Möglichkeit, die gesamte Ware zu beschlagnahmen, sei das durchaus ein wirksamer Schutz, sagt die Bundesanstalt und urteilt: Das habe eine "abschreckende Wirkung."

Wer als Verbraucher auf der sicheren Seite sein möchte, dem raten Umweltschützer auf das FSC-Siegel zu achten. Diese Zertifizierung, die von einer Non-Profit-Organisation vergeben wird, gilt als sicherer Schutz vor dem Kauf von illegal geschlagenem Tropenholz.

© SZ vom 12.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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