Hugo Chávez vs. Coca-Cola:El Presidente sieht rot

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Heftige Attacken im Staatsfernsehen: Venezuelas Präsident Hugo Chávez legt sich mit dem mächtigen Coca-Cola-Konzern an - Streitpunkt sind wenige Quadratmeter Land.

Wenn es um Unternehmen aus kapitalistisch geprägten Ländern geht, kennt Venezuelas Staatschef Hugo Chávez keine Gnade. Jetzt legt er sich mit einem der mächtigsten Konzerne der Welt an - Coca-Cola. Bei dem Konflikt geht es lediglich um einige Quadratmeter Land. Der mexikanische Lizenznehmer des Getränkeherstellers wurde von Chávez ultimativ aufgefordert, einen Parkplatz in einem Armenviertel von Caracas zu räumen.

Venezuelas Präsident Chávez droht dem Weltkonzern Coca-Cola. (Foto: Foto: Reuters, AP)

"Ich gebe Coca-Cola zwei Wochen, freiwillig von diesen Grundstücken zu verschwinden", sagte Chávez am Sonntagabend in seiner wöchentlichen Rundfunksendung "Alo, Presidente". Er will Wohnungen und ein Gesundheitszentrum auf dem Parkplatz bauen, auf dem jetzt noch die Lieferwagen des Brauseherstellers Grupo Femsa stehen.

Kürzlich hatte Chávez auch die Beschlagnahmung einer Reisfabrik des US-Lebensmittelkonzerns Cargill angeordnet. Er wirft Cargill vor, sich durch eine spezielle Produktionsweise den staatlichen Preiskontrollen zu entziehen. "Bereitet den Erlass vor. Wir werden Cargill enteignen", sagte Chávez.

Drohung gegen Reisfabriken

Cargill, eines der größten US-Unternehmen in Privatbesitz, betreibt in Venezuela 22 Standorte mit insgesamt etwa 2000 Angestellten. Die betroffene Fabrik produziert den mit einem besonderen Verfahren hergestellten Parboiled-Reis.

Ein Sprecher des Konzerns erklärte, das Unternehmen respektiere die Entscheidung des Präsidenten. Zugleich forderte er die venezolanische Regierung aber zu Gesprächen auf. Landwirtschaftsminister Elias Jaua versicherte, die anderen Niederlassungen von Cargill würden nicht übernommen.

Auch Venezuelas Privatkonzerne sind vor den Attacken des Staatschefs nicht sicher. Vor einigen Tagen hatte Chávez bereits die Kontrolle mehrerer Reisfabriken der Firma Polar übernommen. Das größte Privatunternehmen des lateinamerikanischen Landes will allerdings gerichtlich dagegen vorgehen. Auch in diesem Fall drohte Chávez mit Enteignung. "Wenn sie einen Spaß mit uns treiben wollen, werden wir sie enteignen und mit Anleihen bezahlen", sagte der Staatschef. Er beschuldigt Polar überhöhter Reispreise und dass sich das Unternehmen nicht an die Vorgaben der Regierung halte.

Macht gefestigt

Chávez hat in der Vergangenheit bereits Firmen aus den Branchen Energie, Telekommunikation, Stahl und Zement in die Hand des Staats überführt. Dank sprudelnder Einnahmen aus den Ölexporten konnte er die Eigentümer zu einem angemessenen Preis herauskaufen. Doch mittlerweile hat sich Öl dramatisch verbilligt, was den finanziellen Spielraum von Chávez erheblich einschränkt. Die angekündigte Verstaatlichung der venezolanischen Tochter der spanischen Bank Santander verschiebt sich laut Branchen- und Regierungskreisen auf mindestens das kommende Jahr.

Vor knapp drei Wochen hatte Chávez seine Macht weiter gefestigt: Die Venezolaner räumten ihm in einem Referendum die Möglichkeit ein, über 2013 hinaus den Opec-Staat zu führen. Dazu müsste er jedoch auch die Wahl 2012 gewinnen.

© sueddeutsche.de/AFP/Reuters/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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