Hubschrauber statt Autos:Uber für Reiche

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In São Paulo ist Autofahren kein Spaß, bei den Staus. Reiche Brasilianer suchen Alternativen und könnten bald in Hubschrauber des Taxi-Dienstes Uber steigen.

Von Vivien Timmler

Wer in São Paulo mit dem Auto zur Arbeit fährt, ist Kummer gewöhnt. Während des Berufsverkehrs geht in der brasilianischen Metropole fast nichts mehr. Im Schneckentempo kriechen bis zu sechs Millionen Autos, Busse, Lkws und Motorräder über die teilweise schon zehnspurigen Straßen. Unangefochtener Staurekord aus dem Jahr 2014: 344 Kilometer. An einem einzigen Freitagabend. In einer einzigen Stadt.

Kein Wunder, dass überdurchschnittlich gut betuchte Einwohner sich das nicht antun wollen. Zumal sie Angst haben, bei einem Stopp an der Kreuzung ausgeraubt oder, schlimmer noch, entführt zu werden. Sie sind längst auf den Luftraum ausgewichen. São Paulo gilt als Stadt mit dem weltweit dichtesten Netz von Hubschrauber-Landeplätzen, mehr als 400 Helikopter sind registriert.

Künftig will auch der Fahrdienstanbieter Uber an dem Geschäft mit Flug-Taxis mitverdienen. Einen Monat lang will das Unternehmen testweise und ab sofort Helikopterflüge über der brasilianischen Metropole vermitteln.

Zunächst werden in São Paulo für den Dienst namens Ubercopter drei Hubschrauber eingesetzt, die von fünf Landeplätzen und vier Hotels abfliegen. Die Passagiere werden damit zu Flughäfen, Hotels und Kongresszentren gebracht. Ein Platz in einem der Fluggeräte soll schon für umgerechnet 15 Euro zu buchen sein, für längere Strecken mit dementsprechend größerer Zeitersparnis sollen höchstens 70 Euro fällig werden.

Im Januar hatte Uber eine Kooperation mit Airbus für die Vermietung von Hubschraubern bekannt gegeben. Bislang bot die Firma den Service jedoch nur zu speziellen Anlässen wie den Filmfestspielen in Cannes oder dem Coachella-Festival in Kalifornien an.

Schon damals richtete sich der Transport hauptsächlich an die Schönen und Reichen, die an diesen Events teilnehmen - und auch Ubercopter in São Paulo wird wohl überwiegend von jenen Menschen mit viel Geld und wenig Zeit genutzt werden. Zwar sind die Flüge um ein Vielfaches günstiger als normale Luft-Taxis, die für gewöhnlich erst ab umgerechnet etwa 300 Euro pro Strecke zu haben sind. Für die meisten brasilianischen Arbeitnehmer sind sie aber trotzdem unerschwinglich. Hinzu kommt, dass die Hubschrauber keine Ziele wie Bürogebäude oder Fabriken anfliegen, dafür aber gleich mehrere Luxushotels.

© SZ vom 16.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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