Homejoy:Kehraus

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Wisch und weg. Nur drei Jahre nach der Gründung macht das US-Start-up Homejoy dicht. (Foto: Andrew Burton/AFP)

Der Putzdienst-Vermittler gibt nach drei Jahren auf. Der aggressive Preiskampf und Debatten über die Arbeitsbedingungen der Reinigungskräfte, die offiziell als Freiberufler agieren, hat dem Start-up zunehmend Probleme bereitet.

Von Johannes Kuhn, San Francisco

Der umstrittene Putzdienst-Vermittler Homejoy macht zum 31. Juli dicht. Das teilte das kalifornische Start-up in einem Blogeintrag mit. Nach nur drei Jahren endet damit eine Geschichte, deren Ausgang anderen Jungunternehmen der "On-Demand-Wirtschaft" Bauchschmerzen bereiten dürfte. Bis vor Kurzem galt Homejoy noch als Erfolgsmodell und Beispiel für die "Uberisierung" der Welt: Inspiriert vom Taxi-Dienst Uber konzipierten die Geschwister Adora und Aaron Cheung ihre Firma als App, mit der Unternehmen und Privatpersonen zu günstigen Preisen Reinigungskräfte anfordern können.

Das Versprechen, über die Provisionen und globale Verbreitung einen Milliardenmarkt zu erschließen, bescherte Homejoy das Interesse von Investoren wie Google Ventures, Paypal-Mitgründer Max Levchin oder dem deutschen Kapitalgeber Oliver Jung. Sie steckten gemeinsam fast 40 Millionen Dollar in das Start-up. Es blieb nicht lange allein. Weltweit fassten zahlreiche Konkurrenten Fuß, vom US-Rivalen Handy über den Samwer-Klon Helpling bis zu regionalen Mini-Start-ups. Sie versprechen faire Putzdienste für wenig Geld. Den Preis bezahlen die Reinigungskräfte.

Der aggressive Preiskampf ging einher mit Debatten über die Arbeitsbedingungen der Reinigungskräfte, die offiziell als Freiberufler agieren, keinerlei soziale Sicherheit haben und von ihrem mäßigen Stundenlohn auch noch eine Provision abtreten müssen. In den USA wurde bekannt, dass mehrere Homejoy-Freiberufler so arm sind, dass sie in Obdachlosenheimen leben. In den vergangenen Monaten war in der Tech-Branche zu hören, dass das junge Management mit seiner Aufgabe überfordert erscheine und die Firma die hohen Verluste nicht eindämmen könne. Verhandlungen über eine Übernahme durch Handy und Helpling schlugen Berichten zufolge vor Kurzem fehl.

Von all dem ist im Abschiedseintrag Adora Cheungs natürlich nichts zu lesen. Stattdessen erklärte sie auf der Technologie-Seite Re/code, Klagen gegen Homejoy seien ausschlaggebend für das Ende gewesen. Vier offiziell als freiberufliche Dienstleister beschäftigte Reinigungskräfte hatten auf die Anerkennung einer Festanstellung geklagt. Ähnliche Klagen laufen derzeit auch gegen die Privattaxi-Anbieter Lyft und Uber oder die Lieferdienste Instacart und Postmates. Instacart und die Macher der Versand-App Shyp haben bereits angekündigt, einen Teil der Freiberufler zu Mitarbeitern zu machen.

Erst im Juni hatte die kalifornische Arbeitsbehörde einer Uber-Fahrerin Schadenersatz zugesprochen, weil diese als offizielle Mitarbeiterin zu gelten habe. In dieser Woche veröffentlichte das US-Arbeitsministerium ein Dokument, das Bundesbehörden anweist, Firmen genauer auf mögliche Scheinselbständigkeit zu untersuchen. "Einige Mitarbeiter könnten absichtlich falsch klassifiziert worden sein, um Kosten zu sparen und Arbeitsgesetze zu umgehen", heißt es.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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