Hohe Managerabfindungen:Industrie wehrt sich gegen Merkel-Schelte

Lesezeit: 2 min

Mit ihrer Kritik an zu hohen Managerabfindungen hat sich die Kanzlerin in der Wirtschaft keine Freunde gemacht: Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Braun, weist die Schelte brüsk zurück: "Die Politik sollte sich da raushalten", sagt Braun. DWS-Chef Hocker spricht von "purem Populismus".

Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Ludwig Georg Braun, hat den Vorstoß von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen zu hohe Managergehälter abgelehnt: "Die Politik sollte sich da raushalten", kommentierte Braun das Ansinnen Merkels in der Frankfurter Rundschau.

Will die Höhe der Managerabfindungen allein den Aufsichtsräten überlassen: DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun (Foto: Foto: ddp)

Eine pauschale Managerschelte sei ebenso verfehlt wie eine generelle Politikerschelte. Letztlich müssten die Aufsichtsräte entscheiden, welche Gehälter die Unternehmen zahlen wollten, um die besten Manager für sich zu gewinnen, erklärte Braun.

"Purer Populismus"

Kritik für Merkels Äußerungen kam auch von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DWS). "Das ist der pure Populismus," kommentiert Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der DWS. "Die Festlegung solcher Gehälter ist Aufgabe der Aufsichtsräte und das soll auch so bleiben. Die Politik sollte sich da wirklich raushalten", sagt Hocker.

Es sei nicht hilfreich, wenn für die eigene Profilierung pauschal alle Vorstände an den Pranger gestellt würden. Nach Ansicht der DSW ist entscheidend, dass der variable Anteil der Managergehälter auf langfristig vernünftigen und nachvollziehbaren Kennzahlen beruht. "Dann funktionieren solche Systeme in beide Richtungen. Steigen die Gewinne, verdienen die Vorstände mehr. Sinken die Ergebnisse, müssen die Manager Gehaltskürzungen hinnehmen", erläutert Hocker.

Die Aktionäre müssten allerdings die Möglichkeit haben, dies zu überwachen. "Das geht nur bei größtmöglicher Transparenz. Die Unternehmen sollten daher ihre Vergütungsberichte auf der Hauptversammlung ausführlich darstellen müssen", fordert der DSW-Mann.

Notwendig ist nach Ansicht der DSW zudem eine Begrenzung sowohl aktienbasierter Vergütungsbestandteile wie etwa Aktienoptionen als auch von Abfindungszahlungen im Falle des vorzeitigen Ausscheidens eines Vorstands. "Beides ist in der aktuellen Version des Corporate Governance Kodex aber bereits berücksichtigt", sagt Hocker.

Kanzlerin kritisierte Fantasieabfindungen

Merkel hatte in ihrer Auftaktrede des CDU-Bundesparteitag am Montag hohe Abfindungen für gescheiterte Manager scharf kritisiert. "Wenn das Versagen von Spitzenkräften mit Fantasieabfindungen vergoldet wird, dann untergräbt das das Vertrauen in das soziale Gleichgewicht unseres Landes", erklärte Merkel. Mit Gesetzen lasse sich dagegen allerdings kaum etwas erreichen, fügte sie hinzu.

Jenseits der Frage der Managerabfindungen hatte Merkel am Montag auf dem CDU-Bundesparteitag in Hannover die politische Mitte in Deutschland allein für ihre Partei reklamiert: "Hier ist die Mitte. Hier in der Mitte sind wir - und nur wir." Der SPD warf sie eine Abkehr von der Reform-Agenda in wesentlichen Teilen vor.

Darüber hinaus stellte Merkel in ihrer Grundsatzrede die Erfolge der Koalition heraus: "Der Aufschwung kommt bei immer mehr Menschen an." Dennoch verabschiedeten die die Delegierten nach der gut einstündigen Merkel-Rede in einem Leitantrag eine schärfere Abgrenzung zum Koalitionspartner SPD.

© Reuters/dpa/schä - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: