Hintergrund:Ersatz für offizielle Devisen

Schattenwährungen - dazu zählen auch regionale Ersatzdevisen wie der Chiemgauer - tauchen meist dann auf, wenn das offizielle Zahlungsmittel eines Landes in eine Krise gerät.

chr

"Sie spiegeln das mangelnde Vertrauen der Bevölkerung in die Geldpolitik wider", sagt Volkswirt Gerhard Rösl.

In drei wirtschaftlichen Situationen suchen die Menschen besonders häufig nach einem Ersatz für das offizielle Geld: wenn dieses durch eine Inflation ständig an Wert verliert, wenn das Geld während einer Deflation knapp wird und wenn man mit einer Ersatzwährung mehr Güter kaufen kann als mit dem amtlichen Zahlungsmittel.

In Deutschland wichen Menschen zuletzt während der Inflation der zwanziger Jahre im größeren Umfang auf Ersatzwährungen aus. Kommunen druckten Notgeld, zum Teil sogar mit dem Segen der Regierung.

Historisch häufiger seien Ersatzwährungen aus Mangel an umlaufendem Geld aufgetreten, so der Historiker Michael North von der Universität Greifswald. Wenn zum Beispiel Kupfermünzen eingeschmolzen und zu Kriegswaffen verarbeitet wurden, wichen die Menschen auf andere Zahlungsmittel wie Naturalien aus.

Beispiel Japan

Seit ein paar Jahren haben sich Ersatzwährungen in Japan wegen der dortigen Deflation, also eines kontinuierlichen Rückgang des allgemeinen Preisniveaus, etabliert. Die Bevölkerung hält nach Expertenmeinung das Geld in der Hoffnung auf sinkende Preise zurück.

Den Zahlungsverkehr sichern mehr als 130 Regionalwährungen, die anders als die deutschen Spielarten meist als Tauschringe organisiert sind. In diesem Fall werden nicht Yen in Regios bei einer "Regionalbank", sondern gegen Gutscheine für Dienstleistungen getauscht. Auch in Deutschland existierten solche Tauschringe.

Der dritte Grund für das Auftreten von Schattenwährungen ließ sich während des Kalten Krieges beobachten. Nur mit ausländischen Devisen wie dem Dollar oder der D-Mark konnten in den Ländern des Ostblocks rare Güter gekauft werden.

© SZ vom 9.6.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: