Hilfen für Conti/Schaeffler:Kostet nix, zahlt der Steuerbürger

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In der Krise ist der Steuerzahler für gescheiterte Experimente deutscher Firmen zuständig. Besonders dreist: Schaeffler und Conti.

P. Katzenberger

Es ist Krise und die Menschen in Deutschland machen derzeit eine neue Erfahrung: Der im Aufschwung der vergangenen Jahre so sparsame Vater Staat wirft mittlerweile mit den Milliarden nur so um sich. Jüngstes Beispiel: die den Automobilzulieferern Continental und Schaeffler in Aussicht gestellten Finanzspritzen in jeweils dreistelliger Millionenhöhe.

Continental: In Zeiten der Finanzkrise fällt der Ruf nach staatlicher Hilfe leichter. (Foto: Foto: AP)

Über dieses eilfertige Hilfsangebot kann sich der Steuerzahler nur wundern. Denn langsam rutscht die Begründung für die staatliche Alimentierung notleidender Unternehmen ins Willkürliche.

Die Milliardenpakete für die Hypo Real Estate und die Commerzbank ließen sich mit knapper Not noch rechtfertigen. Es sei zwar ärgerlich, dass der Steuerzahler nun die Verantwortung für die riskanten Deals der Geldhäuser übernehmen müsse, hieß es, gleichwohl seien die Hilfen alternativlos. Schließlich sei das Bankensystem von spezieller Bedeutung. Sein Zusammenbruch könne den Kollaps der gesamten deutschen Wirtschaft heraufbeschwören, so die These.

Diese Theorie muss zwar nicht stimmen, doch selbst wenn staatliche Hilfen im Falle der Banken tatsächlich unausweichlich sind - das nun avisierte Rettungspaket für Schaeffler und Continental erscheint alles andere als zwingend.

Sicher, die Sorge der beiden Ministerpräsidenten Wulff und Seehofer ist nachvollziehbar: An den zwei Automobilzulieferern hängen insgesamt mehr als 200.000 Arbeitsplätze, die es zu retten gilt. Auch ist die Autobranche in Deutschland eine Schlüsselindustrie - fällt da ein großer Player aus, sind Kettenreaktionen mit Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft nicht auszuschließen. Unerträglich ist es allerdings, wenn sich Ministerpräsidenten nun mit dem Geld der Steuerzahler als Wohltäter gerade dieser beiden Unternehmen gerieren.

Denn das Arbeitsplatzargument greift in der Krise bei fast allen Branchen - Maschinenbau, Medien, IT-Unternehmen - sie alle leiden bereits massiv. Wird nun Schaeffler/Conti geholfen, hätten auch Unternehmen aus diesen Bereichen jeden Grund Hilfen einzufordern.

Mehr noch: Die Krise bei dem neu geformten fränkisch-niedersächsischen Autoriesen ist in weiten Teilen hausgemacht und beruht auf Größenwahn in jüngster Vergangenheit. Während Continental die knapp zwölf Milliarden Euro für den Kauf von Siemens/VDO im Jahr 2007 nahezu komplett mit neuen Schulden finanzierte, überhob sich im vergangenen Jahr das Familienunternehmen Schaeffler bei der feindlichen Übernahme des viel größeren Wettbewerbers Continental. Bezahlt wurde der Elf-Milliarden-Euro-Coup ebenfalls mit Krediten, die bei den Banken wiederum mit Continental-Aktien besichert wurden.

Dummerweise verlor diese Sicherheit in den Verwerfungen der Finanzkrise rasant an Wert. Statt bei gut 70 Euro wie im vergangenen Sommer liegt die Continental-Aktie an der Börse inzwischen nur noch bei 14 Euro - da fällt es natürlich schwer, die mit den Banken vereinbarten Geschäftspläne und Kreditverpflichtungen einzuhalten.

Natürlich konnte in der Euphorie der vergangenen Aufschwungjahre niemand wissen, dass die Geschäfte in der Automobilindustrie so abrupt schlechter laufen. Doch wer seine Wachstumsstrategie auf waghalsigen Kreditgeschäften aufbaut, muss auch in guten Zeiten damit rechnen, dass die Rechnung nicht aufgeht.

Ja, es sind schlechte Zeiten. Gerade deshalb sollte der Steuerzahler nicht auch noch von machthungrigen Ministerpräsidenten in die Pflicht genommen werden, nur weil sich zwei Unternehmen maximal verzockt haben.

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