Hilfe vom Staat:Kapital zum Bleiben

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"Ideen werden in Deutschland entwickelt und in die USA verkauft", sagt Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Das will er nun mit zwei Fonds ändern. (Foto: AFP)

Der Bund will wagemutige Gründer fördern. Damit Ideen aus Deutschland nicht in die USA verkauft werden, meint Minister Gabriel.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Der Alptraum eines Bundeswirtschaftsministers geht offenbar so: Da hecken findige Leute in einer kleinen Firma in Deutschland eine geniale Idee aus, ein Produkt mit grenzenlosem Potenzial. Und dann kommen Investoren aus Übersee, zücken das Scheckbuch und machen mit der Innovation made in Germany in den USA das große Geschäft. "Ideen werden in Deutschland entwickelt und in die USA verkauft", sagt Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Das soll sich jetzt ändern.

Helfen sollen dabei zwei neue heimische Geldquellen. So sollen Gründer, die den Start schon hinter sich haben und nun ihr Geschäft vergrößern wollen, aus einem halböffentlichen Wagniskapitalfonds namens Coparion gefördert werden - mit Kapital zum Bleiben. Die Staatsbank KfW will dazu, auch mit Mitteln aus dem ERP-Sondervermögen, insgesamt 225 Millionen Euro bereitstellen. Der Fonds soll sich an den aufstrebenden Firmen jeweils zusammen mit einem privaten Investor beteiligen, der mindestens genauso viel Kapital aufbringt und in dem Duo die Führung übernimmt. Damit könnten 450 Millionen Euro an junge Firmen vergeben werden. Das System ähnelt einem bereits bestehenden Venture-Capital-Fonds von KfW und ERP, der sich an junge Technologiefirmen richtet. Bis 2019 soll er 400 Millionen Euro investieren. "Damit hebelt die KfW ein Fondsvolumen von rund zwei Milliarden Euro für Start-ups", sagt KfW-Vorstand Ingrid Hengster. "Das wird vom Markt hervorragend angenommen."

Was aber, wenn die Geschäfte zwar gut laufen, aber Geld für die Expansion fehlt? Hier soll fortan der Europäische Investitionsfonds EIF einspringen. Er soll eine halbe Milliarde Euro an Wagniskapitalfonds und Fondsmanager ausreichen - die dieses Geld wiederum in so genannte Ko-Investitionsfonds stecken, also zusammen mit Partnern in die expandierenden Gründer investieren. Bis zu 20 Millionen Euro können Firmen auf diese Weise erhalten. Aus den 500 Millionen Euro des EIF soll durch die Kombination mit Privat-Investoren eine Milliarde Euro werden. "Wenn Europa nicht der Brutkasten der USA bleiben will, ohne selbst zu profitieren, dann müssen wir etwas tun", sagt EIF-Chef Pier Luigi Gilibert. "Der Zugang zu Kapital bleibt für kleine und mittlere Firmen in ganz Europa schwierig, Deutschland inbegriffen."

Schon im vorigen Herbst hatte das Bundeskabinett Gabriels Eckpunkte zur Förderung von Wagniskapital gebilligt. Es sollte vor allem steuerliche Belastungen von Gründern und so genannten business angels vermindern, die in junge Firmen investieren. Schließlich sei der Mangel an Kapital für das Firmenwagnis einer der Gründe, dass hierzulande schon länger kein großes Unternehmen mehr entstanden sei, sagt Gabriel.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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