Heizkosten:Gazprom dreht kräftig an der Preisschraube

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Der russische Gazprom-Konzern will seine Preise drastisch anheben. Betroffen wären vor allem die Baltenrepubliken und Weißrussland.

Gazprom plane für Europa eine Preiserhöhung von durchschnittlich rund 15 Prozent für das kommende Jahr, berichtete die Moskauer Tageszeitung Wedomosti am Montag unter Berufung auf einen konzerninternen Budgetplan.

Den Gaspreis für Weißrussland will Gazprom um das Vierfache erhöhen. (Foto: Foto: AFP)

Der Bezugspreis solle von derzeit etwa 250 Dollar (190 Euro) je 1000 Kubikmeter auf 293 Dollar (224 Euro) erhöht werden. Analysten in Moskau zeigten sich von der "aggressiven Preiserhöhung" überrascht. Gazprom war zunächst nicht zu einer Stellungnahme bereit.

Der vom Kreml kontrollierte Konzern wolle im kommenden Jahr seine Exporteinnahmen um etwa 20 Prozent auf die Rekordhöhe von 46 Milliarden Dollar steigern. Die Exportmenge für die Abnehmer in Europa solle den Angaben nach von 151 Milliarden Kubikmeter auf knapp 158 Milliarden Kubikmeter erhöht werden.

Der Gazprom-Budgetplan solle in den kommenden Tagen von der Konzernführung verabschiedet werden, hieß es aus Analystenkreisen.

Deutsche heizen mit russischem Gas

In Deutschland wird fast jede zweite Wohnung (47,7 Prozent) mit Erdgas beheizt, wie aus Daten des Bundesverbands der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft für das Jahr 2005 hervorgeht. Russland ist der wichtigste Gaslieferant mit einem Anteil von 34 Prozent.

Russische Experten zeigten sich von den Gaspreis-Erhöhungen vor dem Hintergrund der Prognosen für den Ölpreis überrascht. Die Pläne machten einen "aggressiven" Eindruck, urteilte die Investmentbank Deutsche UFG in Moskau.

In der Vorwoche hatte Präsident Wladimir Putin eine Angleichung der subventionierten russischen Inlandspreise an das Weltmarktniveau vor der Präsidentenwahl 2008 abgelehnt.

Allerdings berichtet Wedomosti, dass der russische Gaspreis im kommenden Jahr um 15 Prozent (auf Rubel-Basis) auf umgerechnet 49 Dollar je 1000 Kubikmeter erhöht werden soll.

Vierfacher Preis für Weißrussland

Drastische Erhöhungen sieht der Jahresplan laut Wedomosti aber vor allem für den Nachbarn Weißrussland und die drei Baltenrepubliken vor.

Weißrussland soll demnach statt bislang 46 Dollar pro tausend Kubikmeter künftig 200 Dollar zahlen; Lettland, Litauen und Estland will Gazprom im kommenden Jahr 220 Dollar bis 260 Dollar pro tausend Kubikmeter berechnen. Deutsche Kunden bezahlen Presseberichten zufolge derzeit 290 Dollar pro tausend Kubikmeter Gas an Gazprom.

Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko hatte seinem Hauptverbündeten Russland mit dem Abbruch der Beziehungen gedroht, sollte Gazprom den Gaspreis - wie bereits im Frühjahr angekündigt - vervierfachen. Weißrussland ist fast vollkommen abhängig von den Energieimporten aus dem Nachbarland.

Preisverhandlungen zwischen Moskau und Minsk hätten noch zu keiner Einigung geführt, berichtete Wedomosti am Montag weiter.

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