Heimvernetzung:Am Anfang der Lernkurve

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Illustration: Stefan Dimitrov (Foto: N/A)

Inzwischen lassen sich zu Hause schon eine Menge Dinge problemlos digital fernsteuern. In puncto Sicherheit müssen die Hersteller allerdings noch eine ganze Menge nachbessern.

Von Franziska Schwarz

Smart Home bedeutet, dass sich Geräte im Haus auch aus der Ferne steuern lassen. Bei einem ahnungslosen Mann im US-Bundesstaat Oregon ging 2013 plötzlich das Licht im Schlafzimmer aus und an - aber nicht, weil er es so wollte. Wenn es stimmt, was Forbes-Autorin Kashmir Hill damals berichtete, war sie es. Sie hatte demnach das Webportal seiner Smart-Home-Steuerung online ausfindig gemacht, und da der Mann es versäumt hatte, es durch ein Passwort zu schützen, konnte sie auf seine Beleuchtung zugreifen.

Das Arsenal an Haushaltsgeräten, die mit dem Internet verbunden sind, wächst: Thermostate merken sich die Vorlieben der Bewohner und regulieren die Heizung intelligent. Lampen, Toiletten und Garagentore lassen sich per App befehligen. Ein Blick auf das Smartphone verrät, ob der Herd noch an ist.

Noch leben erst wenige in einem vernetzten Haushalt. Doch das könnte sich ändern. Das US-Marktforschungsunternehmen Gartner schätzt, dass die Zahl der vernetzten Geräte in privaten Haushalten dieses Jahr auf fast drei Milliarden steigen könnte. Kritiker weisen dabei auf mögliche Risiken hin. Wer die Geräte installiert, sollte Sicherheitsvorkehrungen treffen, etwa sein Wlan absichern und für die Geräte-Zugänge sichere Passwörter auswählen. Ansonsten kann das smarte Haus angreifbar werden. Unter Umständen kann dann nicht nur der Eigentümer, sondern auch ein Fremder auf die Überwachungskamera zugreifen und sehen, was zu Hause so los ist.

Claudio Wolff, Sicherheitsleiter der Technologiefirma Hewlett Packard (HP) berichtet von Einbruchsversuchen, bei denen das Passwort geknackt und anschließend der Alarm unterdrückt oder der Video-Stream manipuliert wurde. Natürlich kann jegliches Equipment, das mit dem Netz verbunden ist, potenziell gehackt werden. Die Sicherheitsexperten bemängeln aber, dass manche Geräte nicht so sicher seien, wie es nach aktuellem Stand der Technik möglich wäre. HP vermisst nach einer Prüfung bei vielen eine automatische Sperre, sobald ein Passwort mehrmals falsch eingegeben wurde - eine solche könnte aber leicht verhindern, dass eine Software möglichst viele Zeichenkombinationen ausprobiert und erfolgreich ist.

Zum gleichen Ergebnis kommt man bei der IT-Sicherheitsfirma Symantec. Weil viele Geräte die Cloud nutzen, sprechen die Tester eine Warnung aus: Symantec stellte bei einer Studie bei etwa 19 Prozent davon fest, dass sie Daten nicht ausreichend sicher verschlüsselten, wenn sie mit dem Datenspeicher im Netz kommunizierten. Ein Angreifer hätte sie also abgreifen können.

Also lieber noch keine derartigen Geräte anschaffen? Nein, das auf keinen Fall, sagt Wolff, die Idee des Smart Home "ist ja eine gute". Doch wie beim Autokauf sollten Verbraucher auf die Sicherheitsfunktionen achten. Die Sicherheitsexperten raten Nutzern dringend, das Standard-Passwort des Herstellers möglichst schnell zu ändern. An die Hersteller appellieren sie, zum Beispiel eine Zwei-Stufen-Authentifizierung für die Geräte einzuführen. Statt nur ein Passwort zu verlangen, fügt man hierbei noch einen zweiten Schritt hinzu, die Eingabe einer Pin etwa. "Wir durchlaufen hier die gleiche Lernkurve wie damals mit dem privaten Wlan" sagt Wolff.

© SZ vom 24.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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