Großbritannien und Dänemark:Euro-Gegner im Aufwind

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Nach dem klaren Nein der Schweden zum Euro ist die Einführung der Gemeinschaftswährung auch in Großbritannien und Dänemark wieder in weitere Ferne gerückt.

Schweden, Dänemark und Großbritannien sowie die neuen EU-Beitrittsländer bewiesen, dass es "ein Europa gibt, in dem man nicht zur Wirtschafts- und Währungsunion gehören muss", sagte der dänische Euro-Gegner und Sozialisten-Chef Holger K. Nielsen.

Bundesaußenminister Joschka Fischer hat sich enttäuscht über die Entscheidung der Schweden gegen die Einführung des Euro geäußert. "Wir bedauern die Entscheidung des schwedischen Souveräns", sagte Fischer am Montag in Berlin. Die EU werde jetzt damit umgehen müssen. "Dies ist ein ganz wichtiger ökonomischer Faktor für uns alle", sagte Fischer.

Die Euro-Kampagne von Premier Tony Blair sei schwer angeschlagen, sagte der außenpolitische Sprecher der britischen Konservativen, Michael Ancram. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) äußerte sich enttäuscht über die 56,1 Prozent Nein-Stimmen in Schweden.

Ein weiteres Referendum in Dänemark sei nach dem schwedischen Nein hinfällig, sagte der profilierte Euro-Gegner Nielsen im dänischen Fernsehen. Die Dänen hatten den Euro bereits in einer Volksabstimmung vor drei Jahren mit knapper Mehrheit abgelehnt. In Großbritannien sei der Widerstand gegen den Euro noch größer als in Schweden, sagte der Chef der britischen Anti-Euro-Kampagne, George Eustice.

Der Ausgang der Volksabstimmung zeige, auf welche Probleme die Regierung in London stoßen werde. Blair solle sein Projekt eines Referendums aufgeben, forderte der frühere konservative Schatzkanzler Norman Lamont. Eine Sprecherin des britischen Außenministeriums betonte zwar, das schwedische Nein werde die britische Haltung nicht beeinflussen: "Wir haben immer gesagt, dass wir eine Mitgliedschaft nur empfehlen, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gegeben sind."

Daran ändere auch das Referendum in Schweden nichts. Britische Zeitungen sprachen am Montag jedoch von einem "schweren Schlag" gegen eine mögliche Euro-Einführung in ihrem Land. Eine Volksabstimmung vor den nächsten Wahlen 2006 sei nun ausgeschlossen, berichtete die Financial Times unter Berufung auf Euro-Befürworter in der Regierung.

Euro-Beitritt Großbritanniens nun "weniger wahrscheinlich"

Der Euro-Beitritt Großbritanniens sei nun weniger wahrscheinlich geworden, urteilte auch der Chefvolkswirt der Münchener Hypo-Vereinsbank, Martin Hüfner, im Tagesspiegel. "Er hätte aber enorme wirtschaftliche Bedeutung, da das Königreich über einen schlagkräftigen Kapitalmarkt verfügt." Darüber hinaus erwarteten Volkswirte kaum wirtschaftliche Folgen für den Euroraum.

Wegen der skandinavischen Verbindungen werde vor allem die Position der Euro-Befürworter in Dänemark schwieriger, sagte der Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts HWWA, Thomas Straubhaar, der Berliner Zeitung.

Ein schwedischer Euro-Beitritt wäre "langfristig sowohl für Europa als auch für Schweden von Vorteil", erklärte Schröder in Berlin. Es sei "gut zu wissen, dass die Tür nicht zu ist". Auch die EU-Kommission appellierte an Stockholm, die Gemeinschaftswährung auf der Tagesordnung zu lassen. EU-Währungskommissar Pedro Solbes zeigte sich enttäuscht über das Nein.

Einen Einfluss auf den Wechselkurs des Euro schloss er zugleich aus. "Ein Ja wäre vielleicht als etwas Positives betrachtet worden, aber ich glaube nicht, dass das Nein etwas ändern wird".

Tiefe Skepsis ausschlaggebend

Der schwedische Regierungschef Göran Persson räumte die Niederlage seiner Euro-Kampagne ein. Das Abstimmungsergebnis zeige eine "tiefe Skepsis" gegenüber der gemeinsamen Währung, sagte der Ministerpräsident, der einen Rücktritt ausschloss. Finanzminister Bosse Ringholm versicherte, Schweden bleibe "ein aktives Mitglied der Europäischen Union".

EU-Kommissionspräsident Romano Prodi sagte dagegen auf die Frage des schwedischen Fernsehens, ob das Land nun an Einfluss in der EU verlieren werde: "Ganz ohne Zweifel." Trotz der Sympathiewelle nach dem Attentat auf die Euro-Befürworterin und Außenministerin Anna Lindh sprachen sich am Sonntag mehr Schweden als erwartet gegen die Abschaffung der Krone aus.

Bei einer Wahlbeteiligung von 81,2 Prozent stimmten sogar mehr als 57 Prozent gegen den Euro, werden die leeren und ungültigen Stimmzettel nicht mitgezählt - fast 15 Prozentpunkte mehr als dafür. Formell ist das Referendum zwar nicht bindend, Persson hatte aber erklärt, er werde sich daran halten. Die Regierung selbst war in der Euro-Frage tief gespalten.

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