Gremium für Finanzmarktreform:Nächster Versuch im Vorsitz-Poker

Nach der Personalposse um Ex-Bundesbankchef Tietmeyer, hat Kanzlerin Merkel nun offenbar einen neuen Vorsitzenden für die Expertengruppe zur Reform der Finanzmärkte aus dem Hut gezaubert.

Der ehemalige Chefvolkswirt der Bundesbank, Otmar Issing, soll die Expertenkommission der Bundesregierung zur Reform der internationalen Finanzmärkte leiten. Dies erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Regierungskreisen.

Otmar Issing soll künftig die Arbeitsgruppe zur Reform der Finanzmärkte leiten. (Foto: Foto: dpa)

Zunächst hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den früheren Bundesbank-Präsidenten Hans Tietmeyer vorgeschlagen. Tietmeyer zog seine Zusage aber nach Protesten zurück. Der Wirtschaftsprofessor Issing war zuletzt Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank. Der 72-Jährige gilt als ausgewiesener Geld-Theoretiker.

Merkel hatte Tietmeyer in einer Regierungserklärung zur Finanzmarktkrise am vergangenen Mittwoch im Bundestag vorgeschlagen und umgehend Widerstand auch beim Koalitionspartner SPD ausgelöst. Fraktionsvize Joachim Poß hatte gesagt, "der Mann wäre die klassische Fehlbesetzung". Offenbar hätten die privaten Banken ihren Einfluss im Kanzleramt geltend gemacht, "damit irgendein Bremser und Weichspüler eingesetzt wird". Mit Tietmeyer werde "der Bock zum Gärtner" gemacht.

Vorschläge für Finanzmarktregeln

Tietmeyer wurde vor allem seine Tätigkeit beim angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate vorgehalten. Trotz der Proteste gegen den geplanten Vorsitzenden wollte die Kanzlerin an der Expertenkommission festhalten.

Merkel hatte im Bundestag angekündigt, dass die Expertengruppe in Vorbereitung internationaler Konferenzen Vorschläge für weltweite Finanzmarktregeln ausarbeiten solle. Ihr Vorschlag hatte im Bundestag besonders in den Reihen der Linkspartei für Gelächter gesorgt.

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