Globalisierungskritiker entern Parkett:Attac geht an die Börse

Globalisierungskritiker im Casino des Kapitalismus: Mit einer spektakulären Protestaktion hat das Attac-Netzwerk in der Deutschen Börse für Aufsehen gesorgt.

Plötzlich herrschte Aufregung im Börsenrund. Schuld daran waren nicht die Aktienkurse, sondern unbekannte Globalisierungskritiker. Mitglieder des Netzwerkes Attac schwangen sich über die Brüstung, kletterten in den Handelsraum der Deutschen Börse - und entrollten ein Banner mit der Aufschrift "Finanzmärkte entwaffnen! Mensch und Umwelt vor Shareholder Value!". Damit verdeckten sie sogar teilweise die Anzeigetafel, auf der sonst der Dax-Kursverlauf zu sehen ist. Anschließend warfen etliche Mitglieder auch noch Flugblätter mit ihren politischen Forderungen in den Saal.

Mitglieder des globalisierungskritischen Netzwerks Attac haben die Deutsche Börse geentert. (Foto: Foto: Reuters)

Nach ihrem Protest wurden die Globalisierungskritiker nach Angaben einer Attac-Sprecherin vom Sicherheitsdienst der Börse vor die Türe geleitet. Die Aktivisten tarnten sich demnach als Teilnehmer einer Börsenführung, um in den Handelssaal vordringen zu können. Die Aktion dauerte nur einige Minuten. Der Handel sei nicht beeinträchtigt worden, sagten Börsianer.

"Finanzmarkt-TÜV" gefordert

Nach Angaben von Attac hatten 25 Mitglieder der Organisation an einer Börsenführung teilgenommen. "Die Wut der Menschen über das Versagen von Banken und Politikern ist riesig", sagte Attac-Mitglied Stefan Schultheiß. Die aktuelle Krise sei Ausdruck eines Wirtschaftssystems, das alle gesellschaftlichen Ziele dem Profit der Aktienbesitzer unterordne, kritisierte Stephan Schilling, Mitglied des bundesweiten Attac-Koordinationskreises. Die Organisation fordert unter anderem einen "Finanzmarkt-TÜV", der neue Finanzinstrumente standardisiert und prüft, bevor sie gehandelt werden dürften. Um Spekulationsgeschäfte zu reduzieren, solle auf europäischer Ebene eine Finanztransaktionssteuer eingeführt werden.

In einer Attac-Mitteilung hieß es zusätzlich, die Politik der Bundesregierung ziele allein darauf ab, die Finanzmärkte auf Kosten der Steuerzahler so zu beruhigen, "dass der Casinobetrieb anschließend weitergehen" könne.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: