Girokonten:Teure Sparkassen

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Wer für das Girokonto nicht zu viel zahlen will, sollte nicht nur auf den Dispozins achten. Bei einem Wechsel der Bank kann man mehr als 200 Euro im Jahr sparen.

Von Thomas Öchsner

Der Dispokredit gehört zu den kleinen Freuden beim Umgang mit Geld. Stets flüssig zu bleiben mit dem Geld der Bank - das schätzen viele Verbraucher: Etwa jeder sechste Bankkunde, dem ein Dispo zugestanden wurde, nimmt diesen regelmäßig in Anspruch. Nach Angaben der Bundesbank belaufen sich die roten Zahlen auf allen privaten Gehalts-, Renten- und Pensionskonten derzeit auf elf Milliarden Euro. Die Kreditinstitute lassen sich das allerdings teuer bezahlen. Trotz der Kritik von Stiftung Warentest und trotz des historisch niedrigen Zinsniveaus bewegen sich die durchschnittlichen Dispozinsen immer noch bei knapp unter zehn Prozent.

Wer nach einem günstigen und attraktiven Girokonto sucht, sollte jedoch nicht nur auf die Höhe der Dispozinsen achten. Der Gesamtpreis hängt auch von den Kontoführungsgebühren und den Kosten für die Kreditkarte ab, die längst für viele Bundesbürger unerlässlich geworden ist. Insgesamt fallen deshalb für Bankkunden, die ihr Konto regelmäßig überziehen, jährlich meist dreistellige Eurobeträge für das Girokonto an, wobei die Preisunterschiede für das Gesamtpaket enorm sind: Sie liegen je nach Institut und Kontomodell zwischen 53 und 286 Euro im Jahr. Das zeigt eine neue Untersuchung des Düsseldorfer Finanzexperten Udo Keßler, der sich auch auf Daten der FMH-Finanzberatung in Frankfurt stützt.

Der Geldfachmann, der früher bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen tätig war, untersuchte dafür die Preise und Leistungen von 22 Kreditinstituten, darunter Groß- und Direktbanken sowie Sparkassen und Genossenschaftsbanken aus den fünf größten Städten Deutschlands. Danach rechnete Keßler mit Durchschnittswerten: Ein mittlerer, bundesdeutscher Haushalt verfügt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes über ein Nettoeinkommen von exakt 2065 Euro im Monat. Dies legte er als monatlichen Geldeingang zu Grunde. Beim Jahresumsatz für die Kreditkarte unterstellte er 2087 Euro - also genau den Betrag, der dem Durchschnittsumsatz für die von den Kreditinstituten herausgegebenen Karten der Marken Visa- und Mastercard entspricht. Beim Dispokredit kam er auf Grundlage einer Bankenumfrage auf 1180 Euro. In dieser Höhe ist das Girokonto von Kunden, die einen Dispo bekommen und nutzen, im Zwölf-Monats-Schnitt im Minus.

Bei einem Wechsel des Geldinstituts kann man mehr als 200 Euro im Jahr sparen

Das Hauptergebnis des Rechenmodells: Wer nicht auf flotte Werbesprüche hereinfällt und sich nicht für ein nur vermeintlich günstiges Girokonto entscheidet, kann bei einem Wechsel des Geldinstituts leicht mehr als 200 Euro im Jahr sparen.

Besonders viel zahlen Kunden dort, wo die meisten Bürger ihr Girokonto haben: Etwa die Hälfte geht zu einer der 415 Sparkassen mit ihren etwa 12 000 Geschäftsstellen. In den fünf größten Städten verlangen diese im Durchschnitt happige 195 Euro im Jahr. Bei den überregionalen Geldhäusern sind 170 Euro fällig und bei den Genossenschaftsbanken 158 Euro. Mit Abstand am günstigsten sind die Girokonten bei den Direktbanken, die in der Regel keine Filialen haben: Hier kommen übers Jahr nur 98 Euro zusammen.

Illustration: Stefan Dimitrov (Foto: gh)

Die Direktbanken schneiden so gut ab, weil vier der sechs Häuser nicht nur in der Werbung "bedingungslos kostenlos" sind: Die Deutsche Kreditbank (DKB), ING-Diba, Comdirect und Norisbank bieten Kontoführung und Kreditkarte ohne Wenn und Aber zum Nulltarif an. Testsieger ist dabei die Skatbank mit ihrem "Trumpfkonto" und dem sehr niedrigen Dispozinssatz von 4,49 Prozent (Tabelle). Es lohnt sich jedoch auch bei dieser Zweigniederlassung der VR-Bank Altenburger-Land aufs verstecke Kleingedruckte zu achten.

So bietet die Skatbank als Alternative ein "Flatkonto" mit einer Pauschale für die Kontoführung an und wirbt "für nur 7,50 Euro pro Monat Dispoinanspruchnahme, Buchungen und Karten inklusive". Keßler hält dies "für eine Mogelpackung": Denn selbst Kunden mit einem sehr hohen Einkommen erhalten dabei nur einen Disporahmen von bis zu 2500 Euro. Das aber versucht das Institut nach seinen Recherchen möglichst zu verstecken: So stellt die Skatbank auf ihrer Internetseite den Dispozinssatz von "0,00 % p.a." beim Flatkonto in fetter Schrift heraus. Doch erst etliche Zeilen später erfolgt in normaler Schrift der Hinweis "Dispokredit pauschal 2500 Euro". Und in ihrem Preisverzeichnis erwähnt das Institut den gedeckelten Dispo sogar mit keinem Wort. Für Keßler ist die Skatbank deshalb "ein Testsieger mit Makel".

Der Finanzexperte empfiehlt, genau auf die Kontoführungsgebühren zu schauen. Mehrere Institute locken mit erheblich niedrigeren Dispozinsen, verlangen dafür aber höhere Monatsgebühren. Das zahlt sich für den von Keßler angeführten Durchschnittskunden nicht aus, weder bei der Santander Bank, Postbank, Skatbank und Commerzbank, noch bei einigen regionalen Anbietern. "Die eingesparten Dispozinsen liegen deutlich unter den Mehrkosten der Kontoführung", sagt er.

Die kostenlose Kontoführung kann allerdings auch teuer werden: So verlangen 15 der 22 untersuchten Kreditinstitute im Test für Überweisungen auf Papier eine Extragebühr. Die Deutsche Bank steckt dafür jeweils 1,50 Euro ein, die Targobank sogar 3,50 Euro. "Kunden, die regelmäßig Papierbelege einreichen, sollten sich deshalb nach einer Bank umschauen, die generell auf solche Gebühren verzichtet", sagt Keßler. Dazu zählten etwa die Commerzbank, DKB, ING-Diba und Norisbank.

Die Banken greifen nicht nur ab, manche werden auch einsichtig: So verzichten immer mehr Institute auf einen Zinszuschlag fürs Überziehen des eingeräumten Dispokredits. Von den 22 Banken kassiert nur noch die Hälfte den Aufpreis. Die Commerzbank geht dabei nach der Devise vor: wenn, dann richtig. Sie verlangt in solchen Fällen einen Strafzins von zusätzlich 5,5 Prozent, das kann sich mit dem Dispozins auf mehr als 16 Prozent summieren.

© SZ vom 10.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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