GfK-Übernahmepläne von TNS:Finanzhilfe aus Hamburg

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Gemeinsam mit den Tchibo-Erben Herz will der Marktforscher GfK den Übernahmekampf um die britische TNS aufnehmen - und die Offerte des britischen Werbekonzerns WPP ausstechen.

Uwe Ritzer

Vieles spricht dafür, dass Klaus Wübbenhorst in diesen Tagen irgendwann zum Telefonhörer greifen und einen Anschluss wenige Kilometer von Nürnberg entfernt in Herzogenaurach anwählen wird.

Die Zentrale der GfK wird vermutlich auch zukünftig in Nürnberg bleiben. (Foto: Foto: dpa)

Dort residiert der Sportartikelkonzern Puma und dessen Vorstandsvorsitzender Jochen Zeitz könnte dem Chef des Nürnberger Marktforschers GfK viel von seinen Erfahrungen mit dem Geschwisterpaar Günter und Daniela Herz erzählen.

Nerviger Partner

Mit ihrer Investmentgesellschaft Mayfair waren die von ihrer Familie ausbezahlten Erben der Hamburger Kaffeehausdynastie Tchibo im Mai 2005 als größter Einzelaktionär bei Puma eingestiegen. Fortan redeten sie Zeitz munter ins Tagesgeschäft hinein, was den selbstbewussten und erfolgsverwöhnten Puma-Chef gehörig nervte.

Umso mehr war er froh, als die forschen Hanseaten ihre Anteile nach knapp zwei Jahren wieder verkauften - mit 600 Millionen Euro Gewinn. Nun scheinen die Herz-Geschwister abermals in Franken aktiv zu werden - als Geldgeber der GfK.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aus GfK-Kreisen ist Mayfair jener Investor, welcher dem Nürnberger Konzern bei der Übernahme der britischen Taylor Nelson Sofres (TNS) und damit beim Aufstieg zum weltweit zweitgrößten Marktforscher helfen wird. Möglich ist auch, dass weitere Investoren einsteigen.

Am Mittwoch war die zwischen den Spitzen von GfK und TNS ausgehandelte "Fusion unter Gleichen" an einem feindlichen 1, 35-Milliarden-Euro-Übernahmeangebot gescheitert, das der britische Werbekonzern WPP den TNS-Aktionären unterbreitet hat.

Kühl kalkulierende Franken

Da die GfK aber weiterhin an TNS interessiert ist, will sie den TNS-Aktionären nun ihrerseits eine Offerte unterbreiten. "Wir werden mit Sicherheit ein besseres Angebot als WPP abgeben", sagte GfK-Chef Klaus Wübbenhorst in einem Gespräch mit der SZ. "Aber wir bleiben dabei kühl kalkulierende Franken, denn am Ende muss sich das Angebot rechnen", sagte er.

Lesen Sie im zweiten Teil, warum die GfK ihr Angebot für TNS noch verbessern muss.

"Innerhalb der nächsten vier Wochen" werde man die Offerte abgeben. Vermutlich wird es eine Offerte sein, bei der die Aktionäre - im Gegensatz zum WPP-Angebot - komplett in bar ausgezahlt werden.

Trotz gut gefüllter Kriegskasse ist die GfK für die Milliarden-Bieterschlacht mit WPP alleine zu schwach, zumal Analysten davon ausgehen, dass der Werbekonzern seine Offerte noch aufbessern wird. Wübbenhorst bestätigte Gespräche mit einem möglichen Investor, ließ aber offen, ob es sich um Mayfair handelt. Bei Mayfair hieß es lediglich, man kommentiere keine Spekulationen und sage auch sonst nichts zum Thema GfK.

Vorstandschef gestärkt

In Kreisen des Marktforschers wird die Beteiligung der Tchibo-Erben jedoch als "die wahrscheinlichste Variante" bezeichnet. Günter Herz soll sogar bereits seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt haben. Die GfK würde zur Anlagestrategie von Mayfair gut passen, heißt es. Zudem kennt man sich schon länger, zumal Tchibo Mitglied des GfK-Vereins ist, der mit 58 Prozent die Aktienmehrheit bei der GfK AG hält.

Dort scheint es, als hätte Wübbenhorst zu alter Stärke zurückgefunden. Zuletzt hatte der Vorstandschef angeschlagen gewirkt. Nicht er, sondern der Aufsichtsratsvorsitzende Hajo Riesenbeck habe den geplanten "Zusammenschluss unter Gleichen" zwischen GfK und TNS in Wirklichkeit eingefädelt und verfolgt, heißt es im GfK-Umfeld.

Selbst einflussreiche Kritiker in den eigenen Reihen watschte er rüde ab. Riesenbeck hätte nach der Fusion das operative Kommando des Konzerns übernommen, während Wübbenhorst auf einen Posten fernab des Tagesgeschäftes abgeschoben worden wäre.

Dies und der Umstand, dass der Sitz des Konzerns London und nicht Nürnberg werden sollte, hatte in Franken und im GfK-Umfeld große Bedenken ausgelöst. Zumal Wübbenhorst, zugleich Präsident der Nürnberger Industrie- und Handelskammer, nach allgemeiner Einschätzung gute Arbeit geleistet hat. Er verschaffte der GfK finanziellen Spielraum und ein erfolgreiches Wachstum.

Kaum Veränderungen bei möglichem Kauf

Nun sagt Wübbenhorst, er könne "die Betroffenheit nachvollziehen". Die "Fusion unter Gleichen" hätte nach Ansicht von Insidern für die GfK einen Paradigmenwechsel bedeutet, den eine wachsende Zahl von Mitgliedern des GfK-Vereins so nicht wollte.

Als Mehrheitseigner hält der Verein bislang seinen Schutzschirm über das Unternehmen. Was einerseits dazu führt, dass die GfK-Aktie an der Börse vergleichsweise wenig gehandelt wird, garantiert andererseits dem Management langfristige Stabilität und strategische Sicherheit. Bei einer Fusion mit TNS wäre der Anteil des GfK-Vereins auf gut ein Viertel gesunken.

Gelingt es der GfK aber, WPP als Mitbewerber aus dem Rennen zu schlagen und die TNS zu kaufen, bliebe strukturell alles beim alten. Der GfK-Verein wäre nach wie vor Mehrheitsaktionär, Nürnberg bliebe Konzernsitz und Klaus Wübbenhorst Vorstandsvorsitzender.

© SZ vom 11.07.2008/jpm/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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