Geschäft mit Smartphone-Anwendungen:Kim Kardashians App-Revolution

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Wo sie sind, sind die Kameras: Kim Kardashian mit Ehemann und Musiker Kanye West auf einer Spendengala in New York. (Foto: Charles Sykes/AP)

Die erfolgreichste Frau des Internets verdient mit einem Programm viel Geld.

Von Sara Weber, München

Die nächste Aufgabe: Foto-shooting. Posieren, lachen, Outfit wechseln. Jeder Termin, ob Party oder roter Teppich, ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum großen Ziel: Endlich berühmt werden. So berühmt wie Kim Kardashian, die immer wieder kurz anruft, um Tipps zu geben oder vor missgünstigen C-Promis zu warnen. Als Hilfestellung vermittelt sie sogar ihren eigenen Agenten. Willkommen bei "Kim Kardashian: Hollywood", der Spiele-App des erfolgreichsten Promis des Internet-Zeitalters. 79 Millionen Menschen folgen Kardashian auf der Foto-App Instagram.

Spieler haben insgesamt Zehntausende Jahre Zeit mit der Anwendung verbracht

Sie hat verstanden, dass für Erfolg mehr nötig ist als eine gut laufende TV-Serie. Ständige Präsenz ist entscheidend. Soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und Snapchat leisten ihren Beitrag, doch es gibt noch eine weitere Möglichkeit, den Ruhm anzuheizen: Smartphone-Anwendungen, die Fans persönlichste Einblicke ins Leben ihrer Stars ermöglichen. Britney Spears hat eine App, Sängerin Katy Perry auch. Aber Kardashian ist auch in dieser Disziplin die Meisterin.

Seit 2014 gibt es "Hollywood" im App-Store. Das Spiel war schon erfolgreich, bevor sie dabei war, doch der wirkliche Durchbruch kam erst mit Kardashians Hilfe. Seit ihr Name auf der App prangt, haben Spieler zusammengerechnet 30 342 Jahre mit dieser Anwendung verbracht, das entspricht etwa 1500 menschlichen Generationen. Sie wurde 45 Millionen Mal heruntergeladen. Bei Kardashian selbst sollen Forbes zufolge 40 Prozent ihres Jahreseinkommens von 51 Millionen Dollar aus der App stammen. Glu Mobile, das Unternehmen hinter der App, hat im Jahr 2015 71,8 Millionen Dollar mit "Hollywood" gemacht.

Die Summe kommt allein über In-App-Käufe zusammen. Das Herunterladen des Spiels ist kostenlos, doch wer stets das richtige Outfit haben und im Spiel schnell weiterkommen möchte, muss zahlen: Virtuelles Make-up der Kosmetiklinie NARS und Kleidungsstücke von Karl Lagerfeld können nur gegen echtes Geld erworben werden. Auch bestimmte Aktionen im Spiel kosten. Niccolo de Masi zufolge, dem Chef von Glu Mobile, zahlen fünf Prozent der Spieler für diese Funktionen.

Kardashian führt eine Strategie weiter, die sie auf allen anderen Kanälen geübt hat: "Keeping Up With The Kardashians", die Reality- Show ihrer Familie, läuft in den USA mittlerweile in der zwölften Staffel, sie bestückt ihren Instagram-Account mit Fotos aus ihrem Alltag und ist ständig in der Klatschpresse präsent. In allem, was Kardashian tut, vermittelt sie ihren Fans ein Gefühl von Nähe.

Es ist ein Geschäft, das sich für den Spielehersteller lohnt: "Kim Kardashian: Hollywood" ist die Cashcow von Glu Mobile, 30 Prozent des gesamten Umsatzes kamen 2015 über das Spiel. Daneben hat das Unternehmen noch eine Reihe weiterer Promi-Spiele im Repertoire, etwa "Britney Spears: American Dream", "Katy Perry Pop" und "Kendall and Kylie", die jüngsten Schwestern aus dem Kardashian-Jenner-Clan.

Auch andere Anbieter versuchen, ein Stück vom Kuchen abzubekommen: Pocket Gems hat der ehemaligen Disney-Schauspielerin Demi Lovato ein Spiel gewidmet. Das E-Sports-Unternehmen Cashplay hat mit Rapper Tyga kooperiert. Rovio, die Firma hinter dem Spiel Angry Birds, hat eines mit Sängerin Shakira herausgebracht.

Doch so erfolgreich wie Kardashians "Hollywood" ist keines von ihnen. Das liegt auch daran, dass Kardashian nicht nur ihren Namen für das Spiel hergibt. Angeblich ist sie auch stark in die Entwicklung involviert. Sie müsse sich einfach um alles kümmern, um jedes Detail, vom Aussehen der Charaktere über deren Klamotten bis zu Voice-Overs, behauptete sie auf der Tech-Seite The Verge: "Ich muss Empfehlungen hinschicken. Ich muss alles genehmigen." Sie spricht angeblich täglich mit den Entwicklern. Das Spiel ist als Verlängerung von Kardashians Lebens konzipiert: Macht sie Urlaub in Mexiko, können auch die Charaktere in ihrem Hollywood-Spiel nach Mexiko fliegen und dort die digitale Version des Bikinis tragen, den Kardashian am Strand anhat. In einem Interview sagte sie: "Sobald ich Bilder auf Instagram aus Mexiko gepostet habe, fingen alle an mitzuspielen und zu sagen: 'Ich habe gerade mein Spiel aktualisiert und bin mit dir in Mexiko.'" Sie versuche, dem Team von Glu Mobile so früh wie möglich mitzuteilen, wenn sie eine Reise plane, dann würden sie gemeinsam Dinge in das Spiel integrieren, die sie tatsächlich erlebe.

Es gibt Nachahmer, aber keiner kann es mit dem Original aufnehmen

Das Gefühl der Nähe zu Kardashian sollen auch ihre beiden anderen Apps vermitteln: Die offizielle Kim-Kardashian-App mit täglich aktuellen News, Fotos, Videos und Beauty-Tutorials und eine Anwendung namens Kimoji - eine Anlehnung an Emojis, also Bildzeichen wir Smileys. Die Kim-Bildchen sind von ihrem Leben inspiriert: Ehemann Kanye West, Tochter North West und natürlich Kims Hintern, der berühmt dafür ist, dass Fotos von ihm regelmäßig das halbe Internet in Aufregung versetzen.

Die App ist ebenfalls eine Einnahmequelle: Sie kostet einmalig, neue Emoji-Pakete müssen Kunden hinzubuchen. Auch hier gibt es Nachahmer - auch hier gilt: Das Kardashian-Original ist erfolgreicher als alle Kopien.

Mit der berühmtesten Frau des Internets kann selbst die mächtige Hillary nicht mithalten.

© SZ vom 03.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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