Geplante Übernahme durch Unicredit:Machtspiele bei der HypoVereinsbank

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Offen ist, wer im neuen Konzern die deutschen Aktiengesellschaft leiten wird. Zwei Kandidaten stehen zur Auswahl - und bei beiden steht HypoVereinsbank-Chef Rampl im Wort, denn er hatte er sie gerade erst mit viel Vorschusslorbeeren verpflichtet.

Von Caspar Busse

Dieter Rampl gibt gerne den Kumpeltyp. Der Chef der HypoVereinsbank plaudert dann gerne, lacht laut und schlägt seinem Gegenüber auch schon mal auf die Schulter. Der 57-jährige gebürtige Münchner vermittelt dann fast schon ein Gefühl von Geborgenheit. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen, denn es könnte nur Fassade sein. "Der kann auch über Leichen gehen", heißt es über Rampl warnend aus der Bank.

Diese Erfahrung muss nun auch Michael Mendel machen. Der 48-Jährige, in Hamburg geboren, aber ganz in München aufgewachsen, galt lange inner- und außerhalb der Bank als enger Vertrauter von Rampl.

Manche haben ihn gar schon zum Kronprinzen des HVB-Chefs erhoben. Die beiden saßen in München auf einem Flur, manchmal war die Tür zwischen ihren Arbeitszimmern offen. Doch jetzt verlässt der einstige Hoffnungsträger voraussichtlich den Konzern. Er sieht für sich wohl keine Chancen mehr.

Plötzlich überflüssig

Schon 1978 hatte Mendel bei der damaligen Bayerischen Vereinsbank eine Lehre absolviert. Nach dem Betriebswirtschaftsstudium kehrte er zur Bank zurück und machte Karriere. Mit der Fusion zur HVB wurde Mendel Leiter des Bereichs Risikomanagement Firmenkunden und kümmerte sich vor allem um Kreditfälle in Not.

Sein Spitznamen: "Leichen-Mendel". Der frisch gebackene Vorstandssprecher Rampl holte ihn dann in den Konzernvorstand, zunächst als Risiko-Controller, dann als Chef des kriselnden Deutschland-Geschäftes. Doch der Hobbyangler hatte keinen Erfolg: Die Sparte kam nicht aus den roten Zahlen.

Rampl teilte das Deutschland-Geschäft schließlich auf und verpflichtete als neue Hoffnungsträger Christine Licci und Johann Berger -- ein Affront für Mendel, der nach Wien geschoben wurde. Vor gut zwei Monaten übernahm er dort von Gerhard Randa, den Rampl ebenso unvermittelt fallen ließ, die Verantwortung im Konzernvorstand für Österreich und Mittel- und Osteuropa. Die Versetzung wurde Mendel zum Verhängnis. Denn in der fusionierten Unicredit-HVB-Gruppe soll künftig Erich Hampel Mittel und Osteuropa führen: Mendel war plötzlich überflüssig.

Weitere Abgänge von bei der HVB Übergangenen sind nicht ausgeschlossen. Denn offen ist nach wie vor, wer im neuen Konzern Chef der deutschen Aktiengesellschaft werden wird. Rampl wird Chairman der neuen Gruppe, also eine Art Aufsichtsratsvorsitzender.

Der Deutschland-Job ist künftig zwar lange nicht mehr so wichtig wie heute, denn es handelt sich nur noch um eine Art Regionalchef. Und doch muss der Münchner Statthalter die Übergangsphase für die 26.000 Mitarbeiter in den neuen Konzern sensibel bewältigen.

Als Kandidaten werden derzeit Licci und Berger gehandelt. Bei beiden steht Rampl im Wort, denn er hat sie erst Anfang des Jahres mit viel Vorschusslorbeeren verpflichtet. Entgegen allen Spekulationen sei die Entscheidung weiter offen, heißt es aus der HVB.

Die beiden Aspiranten könnten unterschiedlicher nicht sein. Die Südtirolerin "Christl" Licci, aus einer Hoteliersfamilie stammend, sieht sich gerne in der Öffentlichkeit, gibt Interviews und macht viel Wind. Manche Vorstandskollegen schütteln schon genervt den Kopf über die Aktivitäten der neuen Kollegin, die in der HVB nicht über eine Hausmacht verfügt.

Ganz anders Johann Berger: Der 45-jährige Bayer ist ein stiller Arbeiter, der bisher kaum in die Öffentlichkeit getreten ist. Seine Biographie erinnert an die von Rampl: Mit 16 Jahren trat er als Lehrling in die Bank ein und arbeitete sich gegen alle Widerstände ganz nach oben. Von 2003 bis 2005 saß Berger im Vorstand bei der Immobilienbank Hypo Real Estate, einer Abspaltung der HVB.

Dort machte er sein Gesellenstück, indem er milliardenschwere problematische Immobilienpakete an Investoren verkaufte und damit die Bilanz säuberte. Dann holte ihn Rampl zurück in die HVB. Ursprünglich hatte sich Berger auch Hoffnungen auf den noch freien Firmenkunden-Posten im neuen Konzernvorstand gemacht. Doch offenbar wollen die Italiener "ein anderes Kaliber". Gesucht wird für diesen Top-Job jetzt auch ein externer Kandidat.

© SZ vom 27.7.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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