Gen Re:Tradition gekappt

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Der älteste Rückversicherer der Welt, die Gen Re in Köln, muss plötzlich sparen. US-Eigner Warren Buffett will die Kosten deutlich reduzieren. Mindestens 50 von 440 Mitarbeitern in Deutschland sollen gehen. Dabei wird es kaum bleiben.

Von Herbert Fromme, Köln

Das hat das Unternehmen in 171 Jahren noch nicht erlebt: Rund 50 der 440 in Deutschland beheimateten Mitarbeiter des Rückversicherers Gen Re sollen gehen. Immerhin handelt es sich um die 1846 als Kölnische Rück gegründete älteste Rückversicherung der Welt. Seit 1994 gehört die Kölnische zur General Reinsurance, die ihrerseits Teil des Versicherungsimperiums des Kult-Investors Warren Buffett ist.

Vor etwa zehn Jahren gab es schon einmal Entlassungen in der IT. Und auch sonst hat das Unternehmen gelegentlich Kostensenkungsprogramme angeschoben. Aber die jetzt angeschobene Veränderung hat ein Ausmaß, das alle bisherigen Kostensenkungsprogramme übertrifft. Die Firma hat einen Sozialplan ausgehandelt, die Unruhe ist groß. In manchen Abteilungen müsse langfristig jeder Dritte gehen, befürchten Mitarbeiter.

Sie glauben, dass es nicht bei den 50 bleibt. Begonnen hat alles 2016. Konzernchef Tad Montross ging in den Ruhestand. Das nutzte die Crew um Buffett, um eine gründliche Generalüberholung der Gen Re vorzubereiten. Montross berichtete direkt an Buffett, doch seine Nachfolgerin Kara Raiguel an Ajit Jain, den mächtigen Chef von Buffetts Berkshire Hathaway Re.

Jain sezierte die Gen Re gründlich - und kam zu ungemütlichen Erkenntnissen. Zu komplex, zu zentralisiert, zu viele Reisen, zu viele Ebenen, ein schlechtes Bonussystem. Seit Jahren schrumpft die Gen Re im Volumen, während der Verwaltungsapparat gleich groß blieb.

Jetzt zieht Jain Konsequenzen. Mit Verwaltungskosten von mehr als zwölf Prozent der Beitragseinnahmen liegt die Gen Re einsam an der Spitze ihrer Branche, Rivalen kommen mit zehn Prozent und weniger aus, manche mit sieben Prozent. Das soll sich drastisch ändern. Die Kosten sollen um 25 Prozent bis 35 Prozent runter, behaupten Insider. Vorstandschef Winfried Heinen in Köln bestreitet das. "Es gibt keine Vorgabe für das Ausmaß der Kostensenkung." Aber geben muss es die Senkung, das weiß auch er.

© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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