Geldautomaten:Angebot für Wincor Nixdorf

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Viele Leute zahlen alles mit dem Handy und brauchen praktisch kein Bargeld mehr. (Foto: Zucchi Uwe/dpa)

Der US-Konzern Diebold bereitet die Übernahme von Wincor Nixdorf vor. Durch einen Zusammenschluß würden die beiden zum Branchenführer NCR aufschließen.

Von Margarita Chiari, München

Seit längerem schon kursierten Spekulationen, nun folgt die Bestätigung: Der deutsche IT-Pionier Wincor Nixdorf könnte mit dem US-Rivalen Diebold fusionieren, der Nummer zwei unter den Herstellern von Geld- und Kassenautomaten weltweit. Diebold biete 1,73 Milliarden Euro in bar und Aktien für den Wettbewerber aus Paderborn, teilten beide Unternehmen am Samstag mit. Die finanziellen Bedingungen der Fusion seien bereits vor einigen Wochen vereinbart worden, unter Dach und Fach sei sie aber noch nicht, hieß es einschränkend. Diebold prüfe derzeit noch die Bücher von Wincor Nixdorf.

Das Angebot der Amerikaner ist verlockend. Diebold bietet den Wincor-Aktionären je Aktie 52,50 Euro, das sind 35 Prozent mehr als der Schlusskurs am Freitag. Auch industriell erscheint ein Zusammenschluss sinnvoll: Die beiden Unternehmen ergänzen sich. Diebold bietet nicht nur Geldautomaten, sondern auch Scanner-Kassen für Supermärkte an, ist aber in Europa kaum vertreten. Hier hat Wincor Nixdorf traditionell eine starke Position. Und nicht zuletzt würden die beiden durch den Zusammenschluss zum Branchenführer NCR aufschließen.

Dennoch hat sich das Management in Paderborn zuletzt gegen eine Übernahme ausgesprochen, die Eigenständigkeit von Wincor Nixdorf als Nummer drei weltweit verteidigen wollen. Im Juni, als Gerüchte über eine Übernahme durch Diebold auftauchten, hatte Vorstandschef Eckard Heidloff den Plan zurückgewiesen. Er halte ihn für einen Irrweg. "Ich persönlich glaube an die Eigenständigkeit von Wincor Nixdorf", so Heidloff damals. Der Widerstand dürfte zumindest den Preis in die Höhe getrieben haben. Wincor Nixdorf ist nach dem Verkauf durch Siemens 1999 und einem kurzen Zwischenstopp in Händen der Finanzinvestoren KKR und Goldman Sachs seit 2004 börsennotiert, die Aktien breit gestreut.

Doch das Unternehmen hatte zuletzt zu kämpfen: Wincor Nixdorf leidet, wie die Wettbewerber auch, unter den Sparmaßnahmen und Filialschließungen der Banken sowie der geringen Investitionsneigung im Handel. Die Umsätze gehen zurück. Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2015 (per Ende September) hatte Wincor Nixdorf zuletzt mit einen Umsatzrückgang von drei bis fünf Prozent gerechnet. 2014 waren es knapp 2,5 Milliarden Euro.

Heidloff hat deshalb ein ehrgeiziges Restrukturierungsprogramm eingeleitet, um das Geschäft mit Dienstleistungen und Software, das bereits 60 Prozent zum Umsatz beisteuert, in den nächsten Jahren noch kräftig auszuweiten. Zugleich sollen 1100 der derzeit noch 9000 Stellen in den nächsten drei Jahren abgebaut werden. Doch die Restrukturierung verursacht zunächst Kosten und lässt die Gewinne weiter schrumpfen.

In den ersten neun Monaten des abgelaufenen Geschäftsjahres hat sich das operative Ergebnis mehr als halbiert.

© SZ vom 19.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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