Fusion:Die Briten wollen noch

Lesezeit: 1 min

Die Aktionäre der Londoner Börse stimmen für den Zusammenschluss mit dem Frankfurter Konkurrenten - und das fast einstimmig. Der Brexit stört sie nicht.

Die London Stock Exchange (LSE) möchte mit der Deutschen Börse fusionieren. Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am Montag stimmten 99,9 Prozent der anwesenden LSE-Aktionäre für den Zusammenschluss. Zuvor hatte Aufsichtsratschef Donald Brydon für die Fusion geworben. Er sei zuversichtlich, dass es für den Zusammenschluss mit einem Volumen von etwa 25 Milliarden Euro genügend Zustimmung von den Aufsichtsbehörden geben werde: "Es gibt keinen Grund, heute von etwas anderem auszugehen."

Die Zustimmung aus Deutschland hängt unter anderem vom künftigen Hauptsitz der fusionierten Börse ab. Nach dem Ausgang des Brexit-Referendums hatten deutsche Aufsichtsbehörden und Politiker deutlich gemacht, dass sie einen Hauptsitz in London nicht für akzeptabel halten. Ein LSE-Aktionär forderte daher, keine Verbindung mit einer europäischen Börse einzugehen, was Brydon jedoch ablehnte: Es werde noch mindestens zwei Jahre dauern, bis Großbritannien aus der EU austrete. Damit gebe es für beide Börsenbetreiber genügend Zeit, die "optimale Struktur" für den Zusammenschluss zu finden.

Die Aktionäre der Deutschen Börse haben noch bis einschließlich 12. Juli Zeit, ihre Aktien umzutauschen. Damit die Fusion glückt, müssen mindestens drei Viertel der Eigentümer das Angebot annehmen. Anschließend müssen die Aufsichtsbehörden zustimmen. In den kommenden Wochen soll sich zudem ein Referendums-Komitee beider Konzerne damit befassen, wie man auf den Brexit reagiert.

Chef einer fusionierten Börse würde Carsten Kengeter von der Deutschen Börse. Insofern ist fraglich, inwieweit London bereit ist, sich in der Frage des Hauptsitzes zu bewegen. Sollten die britischen Politiker nach dem Brexit einen Sitz in der Europäischen Union akzeptieren, könne die Fusion Insidern zufolge noch gelingen. Wenn Großbritannien dagegen auf einen eigenbestimmten, komplett unabhängigen Kapitalmarkt bestehe, werde der Zusammenschluss platzen.

Politische Sondierungsgespräche sind derzeit schwierig, es steht noch nicht mal fest, wer die Nachfolge des Premiers David Cameron antreten wird.

Die LSE-Aktionäre stimmten somit über eine Fusion ab, deren Eckpunkte sich noch einmal deutlich verändern könnten.

London oder Frankfurt: Noch ist unklar, wo eine fusionierte Börse ihren Sitz haben könnte. (Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg)
© SZ vom 05.07.2016 / RTR - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: