Funkstandard Bluetooth:Ins Blaue hinein

Lesezeit: 2 min

Von der Haustechnik bis zur Alarmanlage: Der Funkstandard Bluetooth könnte sich auch im vernetzten Heim etablieren. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Im Auto und bei der drahtlosen Musikübertragung ist Bluetooth längst zum Standard geworden. Nun soll auch das vernetzte Heim erobert werden.

Von Helmut Martin-Jung, München

Der Name klingt noch immer ziemlich merkwürdig, doch in vielen Bereichen ist der Funkstandard Bluetooth längst unverzichtbar geworden. Fitness-Armbänder, die mit dem Smartphone kommunizieren, drahtlose Kopfhörer, Lautsprecher oder Tastaturen - das sind nur einige der Anwendungsmöglichkeiten, die mit seiner Hilfe verwirklicht werden. Seit der Einführung der Version 4 muss man auch nicht mehr fürchten, dass der Handy-Akku zu schnell leer gesaugt wird, wenn Bluetooth aktiv ist. Für die Verbindung etwa zu einem Fitness-Armband wird ein Verfahren eingesetzt, das nur sehr wenig Strom verbraucht.

Mit der Version 5, die seit Mitte Dezember verabschiedet ist, geht die Bluetooth Special Interest Group (SIG), ein Zusammenschluss wichtiger Hersteller weltweit, noch einen Schritt weiter. Bluetooth soll nicht bloß der Standard für Zusatzgeräte wie Lautsprecher oder Fitness-Bänder bleiben. Er soll sich auch noch mehr für Geräte im Internet der Dinge etablieren. Soll also etwa im vernetzten Heim dafür sorgen, dass sich das Licht vom Handy aus steuern lässt, dass Sensoren Türen und Fenster auf unbefugtes Eindringen überwachen und vieles mehr.

Bisher mangelte es dafür jedoch an der nötigen Reichweite der Geräte und an der Fähigkeit, ein sogenanntes Mesh-Netz zu bilden. Das heißt, dass die Geräte Informationen untereinander weitergeben können. Auch wenn also dicke Wände verhindern, dass ein Sensor vom Heizungskeller sendet, können seine Daten über Zwischenstationen doch dort im Haus ankommen, wo sie gebraucht werden.

Mit Bluetooth sehen sich die SIG-Mitglieder besonders gut dafür gerüstet, künftige Anforderung im vernetzten Heim zu erfüllen, können Bluetooth-Geräte doch erheblich mehr Daten übertragen als konkurrierende Systeme wie etwa Zigbee. "Wir meinen es ernst mit dem Smart home", sagt Martin Woolley von dem Bluetooth-Interessensverband. Im Freien erreicht Bluetooth 4 eine Reichweite von bis zu 400 Metern, mit der Version 5 soll dieser Wert noch einmal vervierfacht werden.

Wer die neue Funktechnik nutzen will, braucht dafür auch neue Hardware

Die neue Version des Standards bringt zudem Verbesserungen in zwei anderen Bereichen: Er erlaubt es, doppelt so viele Daten zu übertragen wie bisher (zwei statt einem Megabit pro Sekunde). Das sei zum Beispiel wichtig für Firmware-Updates, also neue Versionen für die Betriebssoftware von Geräten, sagt Woolley, "wenn das zu lange dauert, machen es die Leute nicht, und das ist schlecht für die Sicherheit". Auch neu, aber eher interessant für kommerzielle Anwendungen, ist die Fähigkeit einfacher Bluetooth-5-Geräte, mehr Informationen zu senden.

Das betrifft etwa die sogenannten Beacons. Das sind kleine, meistens batteriebetriebene Geräte etwa von der Größe einer Streichholzschachtel, die nichts anderes tun, als ständig eine bestimmte Ziffernkombination oder die Adresse einer Webseite auszusenden. Dies sorgt dann dafür, dass zum Beispiel die Kunden eines Geschäftes über ihr Smartphone auf ein Sonderangebot hingewiesen werden können, an dem sie gerade vorbeikommen. Mit Bluetooth 5 können diese Informationen erheblich umfangreicher als bisher sein, ohne dass den kleinen Beacons dadurch früher der Saft ausgeht.

Nutzbar sind die neuen Fähigkeiten allerdings nur mit entsprechender Hardware. Die Handys etwa, die heute auf dem Markt sind, beherrschen Bluetooth 5 noch nicht, doch wie schon bei Bluetooth 4 wird sich das schnell ändern, und die Hersteller werden die neuen Fähigkeiten nutzen wollen. Apple ist hierbei wie schon so manches Mal vorausgeeilt - die drahtlosen Earpods arbeiten schon mit der neuen Technik. Sie sollen, deutet Martin Woolley an, nicht die letzten bleiben.

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: